Was kommt nach TikTok? Die nächsten grossen Social-Media-Plattformen im Check

TikTok hat das Social-Media-Spiel verändert – aber was kommt danach? Mit zahlreichen Plattformen auf dem Markt und einer zunehmend wackeligen Präsenz von TikTok und Co. stellt sich immer mehr die Frage, in welche Richtung sich Social Media in den nächsten Jahren bewegen wird. Wir haben einen Ausblick gewagt.

2020 hat TikTok die Social-Media-Landschaft auf den Kopf gestellt. Mit seinem Fokus auf Kurzvideos, rasanten Tempo und intuitiven Algorithmus läutete die Plattform damals ein völlig neues Zeitalter ein. Long-Form-Content, bis anhin die Norm, wurde plötzlich vom Podest verdrängt – und die Social-Media-Welt reagierte. Instagram Reels und YouTube Shorts wurden ins Leben gerufen und Unternehmen begannen, Kurzvideos zum Zentrum ihrer digitalen Kommunikation zu machen.

2025 zeigt sich: Die Spielregeln sind erneut im Wandel. Aufmerksamkeitsspannen sinken, Plattformen geraten politisch unter Druck und Algorithmen belohnen längst nicht mehr nur Kreativität, sondern häufig Kommerz. Wer heute Reichweite will, muss sich zwischen schneller Adaption und strategischem Fokus entscheiden – und das in einer immer fragmentierteren Plattformlandschaft.

Welche Plattformen haben heute also noch Zukunft – und welche fallen aus dem Rennen?

Wo steht TikTok heute?

TikTok zählt 2025 weltweit rund 1,6 Milliarden monatlich aktive Nutzer, bleibt also weiterhin eine der meistgenutzten Plattformen. Besonders stark ist die App in Asien, Europa und Nordamerika vertreten – obwohl gerade in den USA seit einiger Zeit politischer Gegenwind weht: Nachdem zu Beginn des Jahres ein TikTok-Verbot diskutiert und die Plattform sogar vorübergehend abgeschaltet wurde, bleibt eine gewisse Unsicherheit um die Zukunft von TikTok. Trotz dieser Turbulenzen bleibt das Engagement auf TikTok hoch, vor allem bei kleineren Creator:innen, die mit authentischem Content Zielgruppen effektiv erreichen.

Inhaltlich hat sich die Plattform in den letzten Jahren ebenfalls deutlich gewandelt: Neben viralen Kurzvideos setzt TikTok zunehmend auf E-Commerce-Funktionen wie In-App-Shops, Produktempfehlungen und Live-Shopping. Auch längere, erklärende Inhalte gewinnen an Raum – etwa Tutorials, Produktvergleiche oder Mikro-Vlogs. Unternehmen müssen sich daher neu positionieren: Wer nicht nur Trends bedienen, sondern echten Mehrwert liefern kann, profitiert von Reichweite und Conversion gleichermassen.

Neue Player & Plattform-Trends 2025

Mit dem Wandel von TikTok hin zu Commerce und längeren Inhalten verändert sich auch das restliche Social-Media-Ökosystem. Nutzer:innen suchen gezielt nach neuen Formaten, Funktionen und Plattformen, die ihren Kommunikationsbedürfnissen besser entsprechen. Diese Dynamik bringt frische Player auf den Plan – und verschiebt gleichzeitig den Fokus innerhalb bereits etablierter Netzwerke.

Threads (Meta)

Threads, entwickelt von Meta als Reaktion auf den schlingernden Kurs von X (ehemals Twitter), gewinnt langsam an Boden. Mit Fokus auf textbasierte Kommunikation, minimalistisches Design und enge Verknüpfung zu Instagram positioniert sich Threads als Ort für schnellen, dialogorientierten Austausch. Vor allem Creator, Journalisten und Marken mit starker Voice nutzen die Plattform, um Meinungen zu platzieren oder Diskussionen anzustossen – insbesondere im B2B- oder Thought-Leadership-Kontext.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Threads eignet sich vor allem für Marken, die eine starke Textsprache haben und aktiv in den Dialog treten wollen. Wer Thought Leadership, Employer Branding oder Community-Diskussionen strategisch nutzt, kann hier früh Sichtbarkeit aufbauen. Die Plattform befindet sich noch im Aufbau – bietet aber besonders im B2B-Sektor Chancen für frühe Positionierung.

Lemon8 (ByteDance)

Ein weiterer vielversprechender Kandidat ist Lemon8, eine Bytedance-Tochter, die visuelle Inspiration mit redaktionellem Touch kombiniert. Die Plattform vereint Elemente aus Pinterest, Instagram und TikTok – Nutzer:innen posten ästhetisch aufbereitete Beiträge zu Themen wie Fashion, Travel, Fitness und Beauty. Besonders spannend für Marketer: Der Fokus liegt stärker auf informativem und bewertendem Content, was sie ideal für Produkt-Reviews, Micro-Influencer-Kampagnen und organische Brand Education macht.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Lemon8 bietet Potenzial für Marken mit starkem Lifestyle- oder Produktfokus. Wer organischen, glaubwürdigen Content in visuell hochwertigen Formaten bietet, kann hier frühzeitig Reichweite aufbauen. Besonders interessant ist die Plattform für Nischenmarken und DTC-Brands, die Influencer-Marketing langfristig aufbauen wollen.

BeReal & Co.

Mit Formaten wie BeReal oder Locket setzen Plattformen vermehrt auf Authentizität statt Inszenierung. Der Wunsch nach „echten“ Momenten ohne Filter ist eine Reaktion auf die zunehmend kommerzialisierte Social-Media-Landschaft. Allerdings stellt sich hier die Frage nach der Langfristigkeit – viele dieser Apps leben von Hypes, haben aber bisher kaum tragfähige Monetarisierungsmodelle oder nachhaltige Nutzerbindung entwickelt.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
BeReal & Co. sind spannend für Experimente mit Rohformaten und authentischen Einblicken – besonders für jüngere Zielgruppen. Marken müssen hier mit viel Fingerspitzengefühl agieren, da klassische Kampagnenformate nicht funktionieren. Für langfristige Strategien eignen sich diese Plattformen derzeit nur bedingt, aber als Ergänzung können sie die Markenwahrnehmung positiv beeinflussen.

Instagram Reels, YouTube Shorts & Co.

Nicht zu unterschätzen sind auch die internen Features etablierter Plattformen: YouTube Shorts, Instagram Reels oder LinkedIn Video gewinnen kontinuierlich an Reichweite. Hier finden sich oft bereits bestehende Zielgruppen – was den Einstieg für Marken erleichtert. Gleichzeitig zeigt sich ein Trend weg von der reinen Plattform-Hopping-Strategie hin zu smarter Feature-Nutzung auf vertrautem Terrain.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Die Nutzung von Kurzvideo-Features innerhalb bestehender Plattformen ist effizient und risikoarm. Wer bereits auf Instagram, YouTube oder LinkedIn aktiv ist, kann neue Formate ausprobieren, ohne die Community neu aufbauen zu müssen. Gerade für kleinere Teams bietet sich hier eine gute Möglichkeit, mit Trends Schritt zu halten – ohne übermässig in neue Netzwerke zu investieren.

Noplace

Noplace gilt als eine der spannendsten neuen Social-Plattformen für die Generation Z. Die App kombiniert Elemente von klassischen sozialen Netzwerken wie MySpace mit einer modernen, textbasierten Kommunikationsstruktur. Nutzer:innen gestalten ihre Profile individuell, posten kurze Updates und interagieren über Interessen-Tags – ganz ohne Algorithmus-Overload oder überinszenierte Feeds.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Noplace bietet Potenzial für Marken, die junge Zielgruppen in einem kreativen, dialogorientierten Umfeld erreichen wollen. Besonders geeignet ist die Plattform für Unternehmen mit klarer Personality, Community-Fokus oder einem Interesse an kultivierten Nischen. Wer früh testet, kann sich als relevanter Player in einem Community-getriebenen Raum etablieren – vorausgesetzt, der Ton der Marke passt zur Zielgruppe.

Substack

Substack ist zwar keine klassische Social-Media-Plattform, aber im Jahr 2025 ein zentraler Player in der Creator Economy. Die Newsletter-Plattform hat sich vom Nischenmedium zur ernstzunehmenden Alternative für Content Creators, Journalist:innen und Thought Leader entwickelt – auch im Marketingkontext. Nutzer:innen können Inhalte direkt an ihre Community senden, Reichweite in Beziehungen umwandeln und Inhalte über bezahlte Abos monetarisieren.

Anders als bei Social Media gibt es hier keinen Algorithmus, der Sichtbarkeit filtert – jede Veröffentlichung landet direkt im Posteingang der Abonnent:innen. Zudem unterstützt Substack mittlerweile Audio-Formate, Videoeinbettung, Community-Funktionen und individuelle Domains. Damit entwickelt sich die Plattform immer mehr zu einem unabhängigen Publishing-Ökosystem – und wird besonders für Marken interessant, die nicht nur Aufmerksamkeit, sondern echte Bindung schaffen wollen.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Substack eignet sich für alle, die regelmässig hochwertigen, meinungsstarken oder edukativen Content veröffentlichen – ob als Marke, Person oder Redaktion. Wer sich als Expert:in positionieren oder den Dialog mit einer engagierten Community pflegen möchte, findet hier eine verlässliche Plattform jenseits algorithmischer Schwankungen. Besonders spannend: Substack kann auch Social Media ergänzen – etwa als Endpunkt für Reels, Threads oder TikToks, die zum Newsletter führen.

Airchat

Airchat verfolgt einen innovativen Ansatz: Die Plattform basiert auf gesprochenem Content, der automatisch transkribiert wird und so eine hybride Form aus Audio und Text bildet. Nutzer:innen posten kurze Voice-Snippets, die in einem Feed erscheinen – ähnlich wie bei Twitter, aber hörbar. Das Format ist persönlich, direkt und hebt sich bewusst von visuell überladenen Plattformen ab.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Airchat ist interessant für Marken mit klarer Stimme – im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Thought Leader, Persönlichkeiten oder Unternehmen mit starkem Storytelling-Fokus können hier Nähe und Vertrauen aufbauen. Noch ist die Plattform ein Nischenprodukt, aber als Testfeld für Personality-Content, Audio-Marketing oder experimentelle Corporate Voices durchaus vielversprechend.

Neuro- und AR-basierte Plattformen

Neben den aktuellen Playern lohnt sich auch ein Blick in die Zukunft: Mit Geräten wie der Apple Vision Pro oder neuen AR-Headsets könnten sich immersive Plattformen etablieren, die gänzlich neue Formen des Erzählens ermöglichen. Virtual Influencer, 3D-Welten und multimodale Interfaces (Sprache, Bild, Touch) stehen in den Startlöchern. Noch sind diese Entwicklungen Nische – aber Marketer:innen, die jetzt testen, könnten einen entscheidenden Vorsprung haben.

⚖️ Lohnt sich die Plattform für mich?
Wer sich im Innovationsumfeld positionieren will, sollte neue Technologien beobachten und erste Anwendungen testen – etwa für Events, Produktdemos oder interaktive Kampagnen. Immersive Plattformen erfordern hohe Kreativität und technisches Know-how, bieten aber enormes Potenzial für Aufmerksamkeit und Differenzierung. Noch lohnt sich das primär für First Mover und experimentierfreudige Marken.

Was bedeutet das für Marketer:innen konkret?

2025 ist Plattform-Diversifikation keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Wer heute noch auf nur einen oder zwei Social-Media-Kanäle setzt, riskiert, relevante Zielgruppen schlicht zu verpassen. Die entscheidende Frage lautet nicht mehr ob man neue Plattformen ausprobiert, sondern welche zur eigenen Marke und den Nutzergewohnheiten passen.

Dabei gilt: Experimentieren ist ausdrücklich erwünscht – aber bitte mit Konzept. Das sogenannte „Shiny Object Syndrome“, also das planlose Hinterherspringen hinter jedem neuen Trend, kostet Ressourcen und schwächt die Markenidentität. Nur wer klare Ziele, KPIs und eine konsistente Markenbotschaft mitbringt, kann auch auf neuen Plattformen strategisch punkten.

Ein Schlüssel dazu ist die fundierte Zielgruppenanalyse. Wo hält sich meine Zielgruppe wirklich auf? Welche Plattform passt zu ihrer digitalen Alltagsroutine – und wo ist das Engagement am höchsten? Ergänzend dazu sollte Owned Media als stabile Grundlage gestärkt werden: Newsletter, geschlossene Communities oder eigene Apps machen unabhängiger von Algorithmuslaunen und Plattformkrisen.

Handlungsempfehlungen: So bleibst du am Puls

Um mit der sich wandelnden Social-Media-Landschaft Schritt zu halten, braucht es systematische Beobachtung. Tools wie Trendwatching, Exploding Topics, App Radar oder auch regelmässige Plattform-Reports bieten wertvolle Einblicke, welche Plattformen gerade an Dynamik gewinnen – oder verlieren. So lassen sich Chancen frühzeitig erkennen und fundierte Entscheidungen treffen.

Statt gross angelegter Launch-Kampagnen lohnt es sich, zunächst mit Creator-Kooperationen zu arbeiten. Micro-Influencer kennen ihre Plattformen oft besser als jedes Marketingteam – und ermöglichen authentische, kosteneffiziente Einstiege. Vor allem auf neuen oder kleineren Plattformen ist das ein guter Weg, erste Reaktionen zu testen.

Investiere zunächst organisch, bevor du Werbebudget einsetzt. So sammelst du echte Nutzerdaten, kannst Formate verfeinern und siehst, ob der Kanal langfristig tragfähig ist. Wer intern schnell reagieren will, sollte ein Social Radar Team aufstellen – oder zumindest mit Micro-Experimenten arbeiten, die schnell getestet und ausgewertet werden können. So bleibt dein Marketing agil und zukunftsfähig.

Fazit: Es gibt nicht die eine neue Plattform

Die Antwort auf die Frage „Was kommt nach TikTok?“ lautet nicht: Plattform X oder Y. Vielmehr erleben wir eine Aufsplitterung in verschiedene Mikro-Plattformen mit sehr spezifischen Zielgruppen und Nutzungsszenarien. Erfolgreiches Social Media Marketing 2025 heisst daher: Trends beobachten, gezielt testen, Plattformen verstehen – und gleichzeitig die eigene Content-Identität schärfen.

Wer heute smart investiert, bleibt morgen relevant. Denn Sichtbarkeit ist kein Zufall – sondern das Ergebnis strategischer Neugier.

Redaktion

Sponsored by