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Ist TikTok die neue Suchmaschine für Gen Z?

Source: businessinsider.com

TikTok als Suchmaschine? Zumindest für die Gen Z scheint dies der Fall zu sein. Doch kann TikTok im Vergleich zu Google und anderen Suchmaschinen tatsächlich mithalten? Wie beliebt TikTok als Suchmaschine wirklich ist und welches Potential dahintersteckt, wird hier ein wenig näher beleuchtet.

Google, Bing, Ecosia und Co. – allesamt Suchmaschinen, die bei der Suche im Web schnell und unkompliziert helfen können. Doch für die Gen Z scheinen diese Suchmaschinen nicht immer die erste Wahl zu sein. Stattdessen wird bei der Gen Z immer öfter auch TikTok genutzt, um konkret nach Dingen oder Informationen zu suchen. Aber kann die Social-Media-Plattform als Suchmaschine am Ende wirklich überzeugen?

Vor allem junge Menschen der Gen Z ticken anders und nutzen somit vor allem Instagram und TikTok, statt Google und andere Suchmaschinen. Sei es, um sich über politische Ereignisse, aktuelles Weltgeschehen oder Sport zu informieren oder auch um konkret nach Informationen zu suchen. Allerdings, so eine aktuelle Studie von NewsGuard, liefert die TikTok Suche in vielen Fällen auch Fehlinformationen. Im Rahmen der Studie wurden allgemein gehaltene Suchanfragen ausgewertet, beispielsweise zur US-Wahl oder auch zu Themen wie Abtreibung oder Corona.

Erschreckend: Fast 20 Prozent der TikTok-Suchen liefern falsche Informationen

Die Ergebnisse waren mitunter schockierend. In einem von fünf Fällen lieferte die TikTok-Suche falsche Informationen. Zum Beispiel in Bezug auf die Präsidentschaftswahlen 2020 in den USA. Die Frage, ob die Wahl 2020 gestohlen war, wurde in den ausgelieferten Videos bei TikTok somit mit Ja beantwortet. Ähnlich sah es bei der Frage aus, ob Beifuss für Abtreibungen geeignet sei.

Die gelieferten Fehlinformationen machten in der NewsGuard-Studie einen Wert von fast 20 Prozent aus. Auch bei anderen Suchanfragen zu Abtreibungen, Corona sowie anderen Themen lieferte TikTok demnach fehlerhafte Infos. Problematisch ist dies insofern, dass TikTok vornehmlich von jungen Menschen als Suchmaschine wahrgenommen und genutzt wird. Dabei werden die gelieferten Informationen als korrekt wahrgenommen und nicht etwa durch zusätzliche Google-Suchen verifiziert oder abgeglichen.

Infolge dieser Studienergebnisse richtete NewsGuard an TikTok eine Fragensammlung und bat um Antworten. Gefragt wurde dabei beispielsweise, ob TikTok beim Suchalgorithmus etwas gegen Falschinformationen tut und wie entschieden wird, welche Ergebnisse Nutzer:innen überhaupt zu sehen bekämen. Eine Rückmeldung seitens TikTok erfolgte – zumindest bislang – nicht.

Und obgleich es bei TikTok bereits seit 2021 einen Warnhinweis für nicht verifizierte Inhalte in Videos gibt, kommt dieser nur selten zum Einsatz.

TikTok ist dennoch inzwischen beliebteste Website

In den letzten Jahren hat TikTok einen starken Siegeszug genommen. So listet Cloudfare TikTok inzwischen als beliebteste Website weltweit, noch vor Google, Facebook und Microsoft. Dabei lag zuvor Google jahrelang klar auf dem ersten Rang. Jetzt hält TikTok den Spitzenplatz. Wohl auch, weil rund die Hälfte der Generation Z das Social Network als Suchmaschine nutzt.

Knapp 40 Prozent der jungen Nutzer:innen sind es, die TikTok Google und anderen Suchmaschinen vorziehen würden. Das geht aus Informationen hervor, die Google selbst veröffentlicht hat. Neben TikTok wird dabei von der Gen Z aber auch die Foto-Plattform Instagram als Suchmaschine genutzt. Seitens Google hiess es dazu, dass ungefähr vierzig Prozent der jungen Menschen der Gen Z nicht etwa via Google nach einem Restaurant fürs Mittagessen suchen würden, sondern dafür auf TikTok oder Instagram zurückgreifen würden.

Google will auf TikTok-Siegeszug reagieren

Ebenso teilte Google inzwischen mit, dass man auf den grossen Erfolg von TikTok reagieren wolle. So seien Funktionen geplant, die vornehmlich jüngere Nutzer:innen ansprechen sollen. Etwa, dass Nutzer:innen ihre Kamera über einen Bereich halten könnten und daraufhin umfangreichere Informationen über ein grösseres Gebiet erhalten würden.

Dabei steht TikTok allerdings nicht nur in Konkurrenz zu Google als Suchmaschine. Auch für YouTube wird die chinesische App mehr und mehr zu einem Problem. Erste Prognosen reichen inzwischen sogar soweit, dass TikTok YouTube in Bezug auf die Werbeeinnahmen im Jahr 2024 überholen könnte.

Google-Senior-Vize-Präsident Prabhakar Raghavan äusserte sich zu dieser Thematik wie folgt: «Wir lernen wieder und wieder, dass jüngere Internet-Nutzer nicht den Mindset haben, den wir kennen.» Demnach habe die jüngere Generation andere Erwartungen und würde zudem auch andere Fragen stellen als andere Zielgruppen.

TikTok wird für die schnelle Recherche bevorzugt

TikTok und auch Instagram sind dabei die bevorzugten Quellen, wenn es darum geht, schnelle Informationen zu finden, ein Restaurant für Zwischendurch oder auch Fakten zu konkreten Themen. Für 40 Prozent der jungen Nutzer:innen seien TikTok und Instagram somit als Suchmaschinen eine Option, um nach Dingen zu suchen – auf die Google Suche oder Google Maps wird dabei weniger zurückgegriffen. Eine Google-eigene Analyse stellte dabei das Verhalten von Nutzer:innen zwischen 18 und 24 Jahren in den USA in den Mittelpunkt.

Ein weiterer Einblick in diese Analyse: 55 Prozent der Anwender:innen starten Produktsuchen nicht mehr über Google. Stattdessen würde dafür Amazon verstärkt genutzt.

Für Google ist es in dieser Situation wichtig, die Bedürfnisse jüngerer Nutzer:innen zu erkennen und diese zu erfüllen. Ein möglicher Weg dafür könnten visuelle Inhalte sein. Eben jener Content, der bei Instagram und TikTok im Mittelpunkt steht. So hätten zahlreiche junge Menschen der Generation Z noch nie eine Landkarte aus Papier in der Hand gehalten, so Raghavan weiter. Und trotzdem sehen Karten auf Smartphones und Co. genau so aus. Für jüngere Nutzer:innen sei dies vielfach nicht attraktiv.

Ein erster Schritt in eine neue Richtung wurde bereits absolviert. So nutzt Google Maps inzwischen auch Augmented Reality und möchte seinen Nutzer:innen auf diese Weise dabei helfen, sich in der eigenen Umgebung zu orientieren. Ein blinkendes Pünktchen wie bei Navigationsgeräten oder aus bisherigen Karten sei damit nicht mehr zwingend die Grundlage zur Orientierung. Zusätzlich will Google die 3D-Modi für Google Maps optimieren und allgemein dafür sorgen, dass die Landkarten nicht mehr so stark Papier-Landkarten ähneln.

Änderungen auch bei der Google Suche geplant

Ebenso plant Google auch Anpassungen bei der Suchfunktion an sich. In einigen Regionen würden schon jetzt rund 30 Prozent der Suchanfragen via Sprachbefehl eingegeben, der Umstand, mühsam Suchbegriffe einzutippen ist dabei ebenso vor allem für jüngere Anwender:innen nicht sehr beliebt.

Suchen zu Dingen in der unmittelbaren Umgebung könnten in Zukunft ebenso anders ablaufen. Für Google sei es so beispielsweise denkbar, dass Nutzer:innen nur noch ihre Devices hochhalten müssten, damit eine Suchabfrage möglich wird.

Aktuell kann TikTok Nutzer:innen für sich gewinnen

Bei allen Anpassungen und Veränderungen, die Google umsetzt und plant, kann aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass TikTok derzeit die Nutzer:innen für sich gewinnen kann. Vor allem bei den jüngeren Nutzer:innen ist dies der Fall – doch auch dafür hat Google bereits Pläne. Schon im letzten Herbst wurde angekündigt, dass man mit TikTok und Meta spräche, um die Inhalte entsprechend auch in der Google-Suche zu indizieren. Erste Resultate davon sind bereits erkennbar.

Dafür müssten Nutzer:innen bei ihren Suchanfragen das Keyword TikTok an ihre Suche anhängen. Dann bekommen sie zunächst TikTok Videos als Suchergebnisse ausgespielt, ehe reguläre Suchergebnisse angezeigt werden. Inwieweit dies in Zukunft noch ausgeweitet und angepasst wird, bleibt derzeit abzuwarten.

Intern gibt es bei Google ebenfalls Anpassungen. So wolle man in diesem Jahr nicht mehr so viele Neueinstellungen vornehmen und bei Bedarf Ressourcen innerhalb des Unternehmens umverteilen, sofern dies nötig werde. Ein entsprechendes Schreiben an die Google Mitarbeiter:innen ging erst vor einiger Zeit raus und wurde veröffentlicht. Und auch bei Microsoft scheint man auf den Aufschwung bei TikTok zu reagieren. So sollen hier sogar einige Stellen gestrichen werden; auch, weil sich der Tech-Sektor insgesamt etwas abkühle.

Wie geht es für TikTok weiter?

Letzten Endes bleibt jedoch abzuwarten, ob TikTok seinen Marktanteil als Suchmaschine weiterhin ausbauen kann. Vor allem aufgrund der zahlreichen Fehlinformationen kann sich dies nämlich auch schnell wieder ändern. Hier hängt es aber auch zu einem Grossteil an den Nutzer:innen, ob diese TikTok entsprechend weiterhin unterstützen oder bei augenscheinlich falschen Informationen (wieder) zu Google und Co. wechseln.

Alleine die aktuelle Situation spricht allerdings klar für die China-App. Immerhin ist man eher als Social Media Netzwerk einzuordnen und nicht unbedingt als Suchmaschine. Der Umstand, dass zahlreiche Nutzer:innen dies aber dennoch so einordnen und TikTok als Suchmaschine verwenden, spricht klar für ein funktionierendes Modell der App.

Hauke Eilers-Buchta

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