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Snapchat+: Gute Idee oder Untergang der App?

Source: businessinsider.com

Snapchat befindet sich zur Zeit auf einem absteigenden Ast. Neue Funktionen und die allgemeine Konkurrenz von TikTok und Instagram setzen der App zu. Mit Snapchat+ soll ein neues, kostenpflichtiges Modell die Wende bringen. Aber kann das noch gelingen oder ist Snapchat dem Untergang geweiht?

Mit Snapchat+ will Snapchat den Weg aus der Krise finden. Damit sollen Nutzer:innen Zugriff auf exklusive Funktionen haben und zudem neue Funktionen der App auch früher per Early-Access nutzen können. Allerdings kann die App auch ohne monatliches Abo weiterhin verwendet werden. Für Snapchat+ werden monatlich 3,99 US-Dollar fällig, in Deutschland wird die neue Snapchat+ Variante pro Monat 4,49 Euro kosten. Ein Preis für die Schweiz ist noch nicht bekannt. Für ein Jahresabonnement verlangt Snapchat 44,99 Euro. Zunächst haben Nutzer:innen zudem die Chance, Snapchat+ kostenlos für sieben Tage zu testen und sich einen Eindruck zu verschaffen.

Laut Jacob Andreou vom Mutterkonzern Snap richtet sich Snapchat+ dabei vor allem an die Nutzer:innen, die mit der App mit ihren engsten Freunden kommunizieren und die App primär dafür nutzen.

Erster Versuch, Geld zu verdienen

Mit Snapchat+ unternimmt Snap damit in eher stürmischen Zeiten einen ersten Versuch, auch abseits von Werbung in der App Geld zu verdienen. Allerdings erwarte man nicht, dass Snapchat+ zu einer wesentlichen Einnahmequelle wird, wie Andreou fortführte.

Anfangs dürfte es sich bei Snapchat Plus auch eher um ein Upgrade handeln, das sich optisch bemerkbar macht. So können Nutzer:innen mit dem kostenpflichtigen Snapchat-Abo beispielsweise das App-Logo farblich anpassen und sehen, wer eine Storys erneut angesehen hat. Weiterhin können Freund:innen bei Snapchat+ auch oben im Chatverlauf als „BFF“ angeheftet werden. Ein kleiner Vergleich mit dem längst eingestampften MySpace kann da kaum ausser Acht gelassen werden.

Für die Zukunft soll Snapchat+ zudem Early-Bird Zugriffe auf bestimmte Funktionen ermöglichen. Während die Funktion des Anpinnens von einzelnen Freunden vermutlich ein exklusives Feature für Plus-Nutzer:innen bleiben wird, dürften andere Funktionen nach und nach dann auch für reguläre Nutzer:innen freigeschaltet werden.

Wird Werbung in Snapchat+ ausgeblendet?

In diesem Zusammenhang stellt sich so manche:r Nutzer:in sicherlich auch die Frage, ob beim Abo-Modell die Werbung ausgeblendet wird. Immerhin bezahlt man einen monatlichen Beitrag und könnte somit eventuell davon ausgehen, dass für Snapchat-Plus-Nutzer:innen keine Werbung angezeigt wird. Jacob Andreou machte derartige Hoffnungen jedoch schon zunichte. Seinen Aussagen zufolge sei Werbung auch in Zukunft der Kern des Geschäftsmodells, das mit Snapchat verfolgt werde.

Trotzdem wird durch Snapchat+ deutlich, dass Snap nach Möglichkeiten sucht, die eigenen Einnahmemöglichkeiten breiter aufzustellen und neue Wege zu finden. Während die eigene Hardware-Sparte in absehbarer Zeit wohl keine nennenswert hohen Umsätze generieren dürfte, könnte das neue Abo-Modell für Snapchat+ ein anderer Bereich sein, dessen Potential das Unternehmen analysieren möchte.

Kostenpflichtige Varianten auch bei anderen Apps

Dabei ist Snapchat längst nicht die einzige App, die für ihre Nutzer:innen eine kostpflichtige Version des eigenen Angebots bereitstellen will. Auch Twitter und Telegram haben inzwischen entsprechende Abo-Modelle eingeführt und richten sich damit vor allem an professionelle Verwender:innen. Ebenso ist in diesem Zusammenhang Discord zu nennen; schon seit einigen Jahren gibt es hier eine Bezahlvariante für mehr Funktionsvielfalt.

Erst vor einer Weile gab es beim Snapchat-Mutterkonzern Snap die Warnung, dass der Umsatz langsamer steigen könnte. Die Bekanntgabe der neuen Plus-Funktion soll allerdings unabhängig davon erfolgt sein. So denke man bereits seit 2016 bei Snapchat darüber nach, ein kostenpflichtiges Angebot bereitzustellen. Nachdem die Möglichkeit für Snapchat Plus im Quellcode der App entdeckt wurde, dauerte es nicht lange, bis die Variante auch tatsächlich eingeführt wurde. Zunächst steht Snapchat+ dabei für Nutzer:innen in den USA, in Grossbritannien, Kanada, Frankreich und auch Deutschland zur Verfügung. Auch Neuseeland, Saudi Arabien, Australien und die Vereinigten Arabischen Emirate sollen zu den ersten Ländern gehören, in denen Snapchat+ verwendet werden kann.

Wann andere Länder wie die Schweiz von der neuen Funktion profitieren können, steht derzeit noch nicht fest. Ebenso wenig, ob man mit Snapchat Plus den Weg aus der Krise finden kann und sich längst verlorene Marktanteile von TikTok, Instagram und Co. zurückerobern kann.

Bietet Snapchat+ einen Weg aus der Krise?

In den letzten Jahren verlor Snapchat Marktanteile an TikTok und auch an Instagram, die mit ähnlichen Funktionen die Nutzer:innen an sich binden konnten. Vor allem durch das Kopieren von wichtigen Snapchat-Funktionen wie den Storys wurde es dabei vor allem für Instagram möglich, Nutzer:innen „abzuwerben“ und für die eigene App zu begeistern.

Mit Snapchat+ soll nun wieder alles besser werden – und die Nutzer:innen sollen zurückkommen. Ob dieser Versuch am Ende von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt abzuwarten. Immerhin sind viele einstige Snapchat-Verwender:innen inzwischen bei TikTok und Instagram sehr zufrieden. Ein erneuter Wechsel zurück zur „alten App“ erscheint demnach nicht unbedingt wahrscheinlich. Zumal die Aussicht, für neue oder zusätzliche Funktionen bezahlen zu müssen, nicht unbedingt lukrativ erscheint. Noch weniger, wenn man bedenkt, dass nach einer Weile die meisten Funktionen dann doch der breiten Masse und auch Nutzer:innen ohne Snapchat+ Abo zur Verfügung gestellt werden sollen.

Interessant dürfte Snapchat Plus daher vor allem für die Nutzer:innen sein, die gerne schnell neue Funktionen ausprobieren und nutzen und gegenüber anderen Nutzer:innen weitere Funktionen verwenden wollen. Zumindest die kostenlose Testversion bietet sich somit an, um sich erst einmal einen Überblick über Snapchat+ zu verschaffen und die neuen Features auszuprobieren. Und wenn es danach nicht gefällt, entscheidet man sich eben gegen ein kostenpflichtiges Abonnement.

Snapchat+: Eher Preview als umfangreiche Erweiterung

Nach den derzeitigen Informationen ist Snapchat+ eher als Preview zu betrachten, für die Nutzer:innen auch noch bezahlen müssen. Die meisten Funktionen werden nach und nach auch für alle weiteren Nutzer:innen der App bereitgestellt, sodass dann nicht (mehr) dafür bezahlt werden muss. Eine umfangreiche Erweiterung mit exklusiven Funktionen durch ein Bezahl-Abo dürfte im Endeffekt anders aussehen.

Und somit ist es mehr als fraglich, ob Snap mit Snapchat+ tatsächlich den Weg aus der Krise meistern kann oder ob die App mehr und mehr Nutzer:innen an die Konkurrenz verliert. Zumindest mehr als 330 Millionen aktive Nutzer:innen machen zur Zeit noch deutlich, dass Snapchat noch nicht am Ende ist. Allerdings ist auch die Konkurrenz immer wieder auf der Suche nach zusätzlichen Funktionen, um sich interessanter zu machen und die eigenen Marktanteile zu steigern.

Hauke Eilers-Buchta

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