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Buyouts, Gagen und Lizenzen – Wie sich die Kosten einer Videoproduktion zusammensetzen

Source: businessinsider.com

Sorgt der Titel dieses Artikels bei dir nur für verwirrtes Stirnrunzeln? Dann solltest du unbedingt weiterlesen. Denn bei einer Videoproduktion können ungeahnte Kostenquellen lauern. Wir zeigen, womit du rechnen musst, wenn du mit einer Produktionsfirma zusammenarbeitest und woher die Kosten kommen.

Die Kosten für einen Werbespot, ein Produktvideo, ein Imagefilm oder andere Videoformate sind von zahlreichen Faktoren abhängig und decken eine grosse Preisspanne ab. Das benötigte Budget ist abhängig vom Format – vor allem aber vom zugrundeliegenden Konzept. Denn dieses bestimmt massgeblich, wie viele und welche personellen, materiellen und zeitlichen Ressourcen für die Umsetzung benötigt werden. Diese Faktoren lassen sich unter dem Begriff Production Value zusammenfassen. 

Eine Frage des Production Values

Production Value – zu Deutsch Produktionswerte – bezeichnet grob die Hochwertigkeit einer Videoproduktion. Ein hoher Production Value wirkt professioneller, cineastischer und beindruckender. Das schlägt sich entsprechend im höheren Aufwand nieder, weil eine ausführlichere Planung, eine grössere Crew oder mehr Equipment benötigt wird. Folgende Faktoren erhöhen den Production Value einer Produktion und damit ihre Kosten:

Faktoren für einen hohen Production Value

  • aufwendiges Color Grading
  • spezifische Lichtsetzung
  • Kamerafahrten mit speziellem Equipment
  • hochwertige Kamera
  • ausgebildete Drohnen- oder Steady-Cam-Operators
  • professionelle Schauspielende
  • grössere und erfahrenere Crew
  • ausführliches Drehbuch und Storyboard
  • szenische Darstellung
  • längere Drehzeit

Production Value genau zu beziffern, ist kaum möglich. Dieser Artikel will dir als Anhaltspunkt ein Verständnis dafür vermitteln, welche Entscheidungen, wie Einfluss auf die Grösse deines Budgets nehmen.

Szenisch oder dokumentarisch

Ein Video kann einen szenischen oder einen dokumentarischen Ansatz verfolgen. Bei einer dokumentarischen Darstellung wird im echten Arbeitsumfeld des Unternehmens mit echten Mitarbeitenden gefilmt. Du zeigst also deine Mitarbeitenden und die Arbeitsabläufe so, wie sie nun mal in der Realität aussehen. Szenische Videos inszenieren ihren Inhalt bewusst. Storytelling rückt in den Fokus und du erzählst eine Geschichte mittels aufwendiger Bildgestaltung und professioneller Schauspielenden.

Dokumentarische Videos können durchaus auch über hohe Produktionswerte verfügen, szenische sind aber zweifellos aufgrund der erforderlichen Planungs- und Konzeptionsarbeit sowie der Notwendigkeit einer grösseren, besser ausgebildeten Crew immer teurer.

Ein Exkurs zu Richtlöhnen

Wenn du dich für die genauen Richtlöhne interessierst, die Mitglieder des Produktionsteam für ihre Arbeit verdienen, findest du hier eine Tabelle mit Richtlöhnen im Tagesengagement des Schweizer Syndikat Film und Video (ssfv). Allerdings richten sich diese an Spielfilmproduktionen. Eine Liste für Werbeproduktionen existiert aktuell nicht, weil sich das Syndikat darüber nicht mit der dafür verantwortlichen Swissfilm Association (SFA) einig wurde.

Die tatsächlichen Kosten, die auf dich zukommen, wenn du ein Produktionsteam engagierst, können abweichen. Wir verweisen auf diese Richtlöhne in diesem Artikel deswegen nur, damit du eine Vorstellung von der Grössenordnung bekommst, in der die Kosten wachsen, wenn sich der Aufwand erhöht.

Pre-Production

Die Pre-Production ist die erste von drei Produktionsphasen. Hierunter fallen sämtliche Planungs-, Konzeptions- und Vorbereitungsarbeiten, die vor Beginn der Dreharbeiten abgeschlossen sein müssen.

Konzeption

Zu Beginn informierst du die Produktionsfirma über dein Unternehmen und das Ziel, das du mit dem Video erreichen möchtest. Aufgrund dieses Briefings erstellt diese eine erstes Grobkonzept oder Exposé. Darin wird festgehalten, wie das Video inhaltlich aussieht und wie es beim Erreichen des Marketingziels hilft. Auch Angaben zu den benötigten Ressourcen wie Schauspielenden und Drehorten sind enthalten. Nach Rücksprachen mit dir, werden Anpassungen umgesetzt und es entsteht ein fertiges Konzept oder im Falle eines szenischen Videos mit Schauspielenden ein Drehbuch beziehungsweise Skript.

Das Team muss sich hier Gedanken darüber machen, wie deine gewünschte Kernbotschaft am besten in einem Video kommuniziert wird. Wenn das Video szenisch sein soll und die Botschaft in eine Geschichte übersetzt werden muss, steigt der Aufwand sofort immens. Die Produktionsfirma benötigt dafür mehr Konzeptionsarbeit und wahrscheinliche mehr Feedbackschlaufen. Die benötigte Zeit und damit die Kosten können sich locker verdoppeln.

Drehvorbereitung

Aufgrund des Konzepts oder Skripts erstellt das Produktionsteam eine Shotlist (Textform) oder ein Storyboard (Bildform), in der alle geplanten Kameraeinstellungen festgehalten werden. Gerade letzteres kann den Production Value stark verbessern, benötigt aber dementsprechend mehr Zeit. Nun ist auch absehbar, wer für Umsetzung des Videos engagiert werden muss. Eine Crew wird zusammengestellt. Für aufwendigere Drehs braucht es dabei mehr und erfahrungsreichere Crewmitglieder. Was diese kosten können, entnimmst du der oben verlinkten Übersicht.

Cast, Crew & Locations

Unternehmen vergessen oft, dass die Crew aber auch Darstellende nicht mit einem Fingerschnips herbeigezaubert werden können, sondern erst mal rekrutiert werden müssen. Vor allem wenn man die ideale Schauspielbesetzung finden möchte, kommt man um ein Casting kaum herum. Dieses nimmt wiederum einen Tag in Anspruch, an dem teure Leute wie Regisseur*innen bezahlt werden müssen. 

Zu guter Letzt musst du den Drehort in Betracht ziehen. Wenn du in Räumlichkeiten des Unternehmens drehen möchtest und hohe Produktionswerte anstrebst, sollten die Verantwortlichen für Kamera, Licht und Ton sich die Location im Voraus ansehen und ihre Aufgaben entsprechend planen, um das beste Ergebnis herauszuholen. Werden externe Drehorte benötigt, müssen diese zuerst recherchiert und besucht werden, um zu sehen, ob sie passen.

Production

Material & Genehmigungen

Bevor die erste Aufnahme startet, fallen schon die grössten Kosten an. Das Produktionsteam mietet Equipment oder verrechnet dir ihr eigenes. Je aufwendiger oder spezieller die Kamerabewegungen und je höher die Bildqualität, desto mehr oder teureres Equipment wird gebraucht. Eine gute Kamera kostet in der Tagesmiete schon mal 250 CHF. Ohne Objektive und zahlreiches Zubehör kann man damit aber noch gar nichts anfangen.

Neben dem Equipment gibt es weitere Materialkosten für Requisiten, Kostüme und Maskenmaterial. Zudem zahlst du für die Miete der Drehorte oder Drehgenehmigungen. Auch Spesen beispielsweise für Fahrtkosten werden dir verrechnet und irgendetwas muss die Crew während dem Drehtag essen – ein Catering muss her.

Honorare & Gagen

Grösster Kostenpunkt bei einer Videoproduktion sind Honorare für die Crew respektive Gagen für Schauspielende. Wie du den Richtlöhnen des ssfv entnehmen kannst, steigen diese mit zunehmender Berufserfahrung. Ein aufwendiger Dreh benötigt zudem eine grössere Crew und vielleicht Spezialist*innen für Drohnen oder bestimmte Kameravorrichtungen. Auch Kostümbilder*innen und Make-up-Artists braucht eine hochwertige Produktion. Zudem benötigt ein szenisches Video eine Regie. Die ist teuer, aber unerlässlich, wenn ein stimmiges Gesamtbild herauskommen soll. Alle diese Kosten steigen mit zunehmender Drehdauer entsprechend an.

Buyouts 

Buyouts sind wohl die grösste Überraschung auf der Rechnung für eine Videoproduktion. Dabei handelt es sich um eine Gebühr, die Schauspielenden und Sprecher*innen bezahlt wird, damit sie im Gegenzug die Nutzungsrechte am eigenen Bild und der eigenen Stimme veräussern. Buyout-Verträge beziehen sich dabei immer auf einen bestimmten Raum (z. B. TV National, Internet International) und eine bestimmte Dauer. Die Summe dafür beträgt je nach Ausspielort zwischen 50 und 100 Prozent der Gage für ein Jahr. Diese liegt in der Schweiz je nach Schauspielniveau zwischen 300 und 1500 CHF.

Post-Production

Nach Abschluss der Dreharbeiten kommt noch einige Arbeit auf das Produktionsteam zu. Die Daten müssen gesichert und archiviert werden. Der dafür benötigte Speicherplatz ist leider nicht gratis. Falls dein Video einen Off-Text benötigt, wird ein Text geschrieben und ein*e Sprecher*in angeheuert, um diesen einzusprechen. Das verursacht wieder Kosten für Buyouts und Tonbearbeitung. Ausserdem werden für die Ausstrahlung auf Social Media Untertitel angefertigt.

Die meiste Zeit benötigt in der Post-Production der Schnitt des Videos und die damit verbundenen Feedbackschlaufen mit dir als Auftraggeber*in. Dazu kommen Farb- und Tonkorrektur sowie je nach gewünschtem Production Value Color Grading und Tonmischung. Auch Musik wird immer verwendet und bedarf einer kostenpflichtigen Lizenz – vor allem wenn du einen bekannten Song aus den Charts verwenden willst. Effekte, Retuschen und Animationen sind so aufwendig, dass sie den Post-Production-Aufwand gerne mal verdoppeln können.

https://youtu.be/mDZHGKZ-JRo

Budgetreserven

Trotz der exakten Planung ist es für Produktionsfirmen unmöglich, die Kosten vor Projektbeginn auf den Punkt genau zu bestimmen. Denn unberechenbare Kostenquellen gibt es immer:

Unberechenbare Kostenpunkte

  • Äussere Umstände wie Unwetter, Verfügbarkeit von Locations oder defekte Technik
  • Interne Fehler beim Umgang mit Daten oder der Einhaltung des Drehplans
  • Übermässige Anzahl von Korrekturen und Änderungswünschen der Kund*innen.

Schlussendlich trägt die Produktionsfirma für alle Punkte immer die Verantwortung – nicht nur für eigene Fehler, sondern auch für die äusseren Umstände. Genau deswegen budgetieren sie bei grossen Produktionen etwa 10 Prozent der Gesamtsumme als Reserve für Unvorhergesehenes. Je nach vertraglichen Bestimmungen wird dieses Geld im Falle, dass es nicht gebraucht wurde, nicht verrechnet oder in die Steigerung des Production Values investiert.

Daniel Cano

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