Sie ist der grösste Konkurrent von Elon Musks Plattform «X»: Threads. Die von Meta ins Leben gerufene Kurznachrichtendienst ist seit letztem Dezember auch offiziell in Europa verfügbar. Bereits innert weniger Tage nach dem Launch hatte die Plattform über 140 Millionen Nutzerinnen und Nutzer generiert. Doch wie sieht das einige Monate später aus? Erlebt die App noch immer einen Aufwärtstrend? Und wie performt die App im Vergleich zu X?
Das Rebranding von X, ehemals Twitter, hätte zweifellos besser laufen können. Die Kritik an Musk und seinem Twitter 2.0 war von Beginn an gross, und schien auch über die Monate nach dem Rebranding kaum abzuschwächen. Eine Umfrage von ZDF im November 2023 hatte sogar ergeben, dass jeder dritte deutsche User das eigene X-Profil in Zukunft löschen möchte.
Wie gut, dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine populäre Alternative in den Startlöchern stand. Threads war Metas Antwort auf die Unzufriedenheit der X-User – und konnte demensprechend anfängliche Erfolge verzeichnen. Beim US-Launch verzeichnete die Social-Media-App allein in den ersten 16 Stunden über 30 Millionen Downloads, wie der Tagesanzeiger berichtete. In Europa waren es innert weniger Tage 140 Millionen Downloads.
Dies spricht auf der einen Seite natürlich für ein grosses Interesse an einer Alternative zu X. Doch wie sieht die Beliebtheit der App einige Monate nach dem grossen Europa-Launch aus? Konnte die App ehemalige Twitter-Nutzerinnen und Nutzer von ihrem Format überzeugen? Oder schneidet X alles in allem doch besser ab? Um das herauszufinden, müssen wir uns erst einmal die Features der Meta-App unter die Lupe nehmen.
Was kann Threads alles?
Wer Threads noch nicht kennt, kann sich die App in etwa so vorstellen, wie das ehemalige Twitter. Nutzerinnen und Nutzer können Textbeiträge erstellen, diese posten, und auf andere Beiträge antworten. So, wie diese Textbeiträge bei Twitter «Tweets» hiessen, heissen sie bei dieser App «Threads».
Wie bei Twitter gibt es auch hier eine Zeichenbegrenzung für jeden Threads-Post, die momentan bei 500 Zeichen liegt. Ausserdem besteht die Möglichkeit, Bilder, Videos, GIFs, Links, Umfragen und Sprachnachrichten in Threads-Posts einzubetten.
Besonders im Vergleich zu X ist, dass Threads eine starke Anbindung zu Instagram hat und man seinen gesamten Freundeskreis von Instagram importieren kann. Wer ausserdem oft auf Instagram unterwegs ist, hat bestimmt auch schon bemerkt, dass bei der Profil-Ansicht ein Button existiert, der direkt zur Threads-App führt. Das Teilen von Instagram-Beiträgen auf Threads ist durch einen neuen Button ebenfalls einfacher geworden.
Wo das Feature mit dem importierten Instagram-Freundeskreis tatsächlich sehr userfreundlich ist, kann dasselbe leider nicht von der Threads-Policy bezüglich des Löschens des eigenen Accounts gesagt werden. Tatsächlich ist es nämlich nicht möglich, einen Threads-Account zu löschen, solange das eigene Instagram-Konto noch existiert. Gut eingebunden ist Threads also auf jeden Fall. Das Loswerden der App dürfte für Instagram-Nutzer:innen allerdings etwas schwieriger werden.
Wie unterscheidet sich Threads von X?
Wie also performt Threads, wenn man die App X gegenüberstellt? Trotz des ähnlichen Aufbaus beider Apps gibt es einige markante Unterschiede, die es sich lohnt, vor dem Download genauer unter die Lupe zu nehmen.
- Zeichenlimit: Wie bereits erwähnt gibt es bei Threads ein Zeichenlimit von 500 Zeichen pro Post. Bei X ist das Zeichenlimit mit maximal 280 Zeichen pro Post also deutlich begrenzter.
- Direktnachrichten: Vielleicht überraschend ist, dass es bei Threads keine Möglichkeit gibt, Direktnachrichten zu senden. Bei X ist dieses Feature hingegen vorhanden
- Follower: Wie Hubspot schreibt, können User auf Threads nicht sehen, welche Follower ein Account hat, sondern nur die Anzahl. Bei X hingegen ist diese Information öffentlich zugänglich.
- Thematik der Plattform: Politische Diskussionen sind auf X allgegenwärtig, und Journalist:innen und Politiker:innen nutzen die Social-Media-Plattform gerade aus diesem Grund gerne und oft. Bei Threads soll das laut Adam Mosseri anders sein. Wie der Threads-CEO in einem Threads-Post schreibt, sind politische Diskurse zwar erlaubt, aber sollen auf der Plattform nicht gefördert werden. Stattdessen solle Threads Platz für die Communities schaffen, die auf Twitter – unter anderem aufgrund der oft hitzigen politischen Diskussionen – nie ihren Platz gefunden haben.
- Account löschen: Wie oben erwähnt ist es nicht möglich, ein Thread-Konto zu löschen, solange der eigene Instagram-Account noch existiert. Bei X können Nutzerinnen und Nutzer ihr Konto hingegen jederzeit löschen.
- Werbung: Wie Hubspot berichtet, ist Threads im Gegensatz zu X momentan noch eine werbefreie Plattform – und damit praktisch ein Unikat in der Welt von Social Media. Angenehm für User, weniger interessant für Unternehmen. Was allerdings nicht heisst, dass man Threads nicht auch fürs Marketing nutzen kann. Aber das zeigen wir dir dann in einem späteren Artikel. 😉
Es gibt also tatsächlich einige Unterschiede zwischen den zwei Plattformen – sowohl bezüglich der technischen Features als auch der thematischen Ausrichtung der Social-Media-Apps. Welche App dabei besser abschneidet, ist allerdings nicht so einfach festzustellen.
Einerseits kann man zwar festhalten, dass Threads mit seiner Regelung zur Löschung des Accounts alles andere als userfreundlich ist, doch scheint die Privatsphäre auf Threads besser geschützt, da nicht ersichtlich ist, welche Follower ein Account hat. Und wo X die Nase vorn hat mit einem so zentralen Feature wie Direktnachrichten, die bei Threads noch fehlen, kann Threads mit einem höheren Zeichenlimit überzeugen. Bezüglich der thematischen Ausrichtung der Plattformen lässt sich festhalten, dass politisch interessierte und politisch aktive Menschen auf X besser aufgehoben sind, und Threads – zumindest laut CEO Adam Mosseri – eine Alternative für Menschengruppen darstellt, die an hitzigen politischen Diskussionen wenig Gefallen finden.
Wie hat sich Threads in den letzten Monaten entwickelt?
Kommen wir nun also zu den grossen Fragen: Konnte Threads sich mittlerweile als X-Alternative etablieren? Und wie sieht es mit der Beliebtheit der App einige Monate nach dem Europa-Launch aus?
Tatsächlich scheint Threads auch nach dem Europa-Launch noch im Aufwind zu sein. Threads soll laut dem letzten Quartalsbericht von Meta momentan rund 130 Millionen aktive User im Monat haben. Das sind rund 30% mehr als im Quartal zuvor. Trotzdem muss hier auch relativiert werden. X hat nämlich momentan über 550 Millionen aktive User im Monat, und damit immer noch deutlich die Nase vorn.
Aber auch auf der Plattform selbst hat sich seit dem Europa-Launch ein bisschen etwas getan. So reagierte Threads erst vor wenigen Wochen auf die Wünsche der User und erstellte eine Funktion, mit der User Posts spreichern können. Ebenfalls integriert wurde eine Funktion, die Posts, die geliked wurden, automatisch in den Settings speichert, sodass sie jederzeit wieder gefunden werden können.
Seit dem US-Launch im Sommer 2023 sind ausserdem Updates wie Tags, eine Search-Funktion, bessere Post-Insights, Umfragen, GIFs, Post-Editing, Voice-Threads, der Following-Feed und die Web-Version der App erschienen. Viele davon waren beim Europa-Launch im Dezember 2023 allerdings schon in der App vorhanden.
Kürzlich hat Threads es ausserdem in die Schlagzeilen geschafft, als Adam Mosseri in einigen Posts bekanntgegeben hat, dass sowohl Instagram als auch Threads in Zukunft einige Updates erhalten werden, die verhindern, dass politischer Content automatisch an Nutzerinnen und Nutzer empfohlen wird. Wer Empfehlungen für politischen Content auf den beiden Plattformen weiterhin erhalten möchte, könne dies aber immer noch in den Einstellungen entsprechend einrichten. Mit diesem Schritt unterstreicht Mosseri seine frühere Aussage, dass Threads nicht zum Twitter-Ersatz werden soll, sondern eigene Ziele verfolge.
Fazit – Ist Threads eine lohnenswerte Plattform?
Ob Threads die richtige Plattform für dich ist, hängt ganz von deinen Präferenzen ab. User, die auf der Suche nach einer Alternative zu X sind und gerne dem hitzigen politischen Diskurs der Plattform entfliehen wollen, finden in Threads auf jeden Fall, wonach sie suchen. Wer ein grosses Interesse an politischem Content hegt, könnte sich allerdings über Metas neuste Updates ärgern, und ist somit auf X wahrscheinlich besser bedient.
Festzuhalten ist auch, dass die Threads-Plattform immer noch mitten in ihrer Wachstumsphase steckt. Mit monatlichen Updates, die teilweise noch sehr grundlegende Features wie Tags, Post-Editing oder das Speichern von Posts einführen, brauchen User noch etwas Geduld, bis die App voll ausgereift ist. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, als User an der Entwicklung von Threads teilzuhaben, da viele der gewünschten Updates der Threads-Community mittlerweile umgesetzt wurden.
Als Marketer:in lohnt es sich aber auf jeden Fall, die App im Auge zu behalten – ob als aktives Mitglied, mit proaktivem Marketing oder über andere Wege, sei dir überlassen. Threads hat das Potenzial, eine bunt gemischte Zielgruppe aus Instagram-Usern und unzufriedenen X-Usern zu erreichen, und bietet dementsprechend neue Marketingmöglichkeiten. Viele Unternehmen haben sich dies bereits zu Nutze gemacht, und sind auf den Threads-Zug aufgesprungen. Wie sieht’s mit dir aus? Siehst du Potenzial in Threads für dein Marketing oder bleibst du lieber bei deinen vertrauten Social-Media-Plattformen?
Falls du gerne mehr über Marketingmöglichkeiten auf Threads erfahren möchtest, schau doch in ein paar Wochen nochmal bei marketing.ch vorbei! Wir werden das Thema in einem späteren Artikel ausführlich besprechen, und dir einige nützliche Tipps mit auf den Weg geben.