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Alles rund um Assessment Center im Marketing und wozu sie dienen

Source: businessinsider.com

Wenn nach der Bewerbung die Einladung zum Assessment Center (AC) und nicht zum klassischen Bewerbungsgespräch folgt, rollen vielen Bewerbern bereits die Schweissperlen die Stirn hinunter. Diese umfangreiche Evaluation der Bewerber dient nicht nur im Marketing dazu, möglichst passende und qualifiziertes Personal einzustellen.  

Die Kosten einer Fehlbesetzung sind hoch, gerade auch in Kaderfunktionen. Unter anderem auch gerade deshalb setzen Unternehmen im Rekrutierungsprozess auf Assessments, anhand derer Bewerber genau unter die Lupe genommen werden.

Assessments werden oft bei der Besetzung von Führungsstellen angewendet, aber auch bei Positionen ohne Führungsfunktion oder Trainee-Stellen können Assessments vorkommen. Das Assessment kann für einzelne Personen erstellt oder in Gruppen durchgeführt werden. Letzteres nennt sich Assessment Center.

Bei welchen Stellen gibt es Assessments?

Im Marketing können Assessment Center bei verschiedenen Jobs vorkommen. Unter anderem bei Stellen als:

  • Marketing Trainee
  • Junior oder Senior Marketing Manager
  • Team- oder Abteilungsleiter (Online) Marketing
  • Head of Marketing

Das Ziel ist bei allen Einzel-Assessments oder Assessment Centern dasselbe: Die Bewerber werden in verschiedenen Situationen beobachtet und lösen diverse Aufgaben oder Problemstellungen. So soll sich herauskristallisieren, welche Kandidaten die notwendigen Soft und Hard Skills besitzen, um die ausgeschriebene Stelle zu erhalten.

Die Rahmenbedingungen eines Assessment Centers

Ein AC dauert zwischen 1 – 3 Tagen, abhängig von der Anzahl Kandidaten wie auch der Anzahl gestellter Aufgaben. Meist sind 5 – 12 Personen in einem AC. Überprüft und beobachtet werden die Kandidaten jeweils von Assessoren. Diese können Management-Personen aus dem Unternehmen, externe Recruiter oder auch Psychologen sein. Es sind immer mehrere Assessoren vor Ort, damit sie sich ein umfassendes Bild der Kandidaten machen können.

Mittels den Assessments können sich Arbeitgeber ein detailliertes Profil von dir zusammenstellen und können so besser entscheiden, welcher Kandidat ins Unternehmen passt. Für Recruiter ist das AC also ein wertvolles Hilfsmittel in der Personalfindung, da die Kandidaten sich in diversen Aufgaben beweisen können. Für Arbeitsuchende kann das Assessment Center sehr stressig und nervenaufreibend sein, da viel abverlangt wird von den Bewerbern.

Woraus besteht ein Assessment Center?

Ein Assessment kann in vier Kategorien unterteilt werden. Die Online-Assessments, die Einzel-Assessments, die Partner-Assessments und die Gruppen-Assessments.

Online-Assessment

Ein Online-Assessment ist nicht bei jedem AC vorhanden. Gibt es einen online Part, so wird dieser meist vor dem AC durchgeführt, was bedeutet, die ausgewählten Kandidaten erhalten die Aufgaben beispielsweise auf einem Portal mit personalisiertem Log In.

Online-Assessments sind oftmals Intelligenztest mit verschiedenen Fokuspunkten. So können nach Bedarf mathematische Aufgaben gestellt werden, oder – im Marketing üblicher – es sind Sprach-, Organisations-, oder Logikübungen zu lösen. Auch Persönlichkeitstests sind keine Seltenheit.

Einzel-Assessment

Im Rahmen von Assessment Centern finden auch Einzel-Assessments statt. Hier werden die Kandidaten einzeln von den Assessoren geprüft. Die Kandidaten müssen alleine eine Präsentation halten, werden von den Assessoren ähnlich wie in einem Bewerbungsgespräch interviewt oder müssen organisatorische Aufgaben erledigen.

Partner-Assessment

Bei den Partner-Assessments werden Rollenspiele oder Gespräche simuliert, in denen sich der Bewerber seinem Gegenüber behaupten muss beziehungsweise seine kommunikativen und sozialen Fähigkeiten zeigen soll.

Gruppen-Assessment

Hier sind alle oder mehrere Bewerber im Assessment-Center in einer Gruppe gefragt. Die Kandidaten müssen zusammen Gruppenarbeiten lösen, Diskussionen führen oder Rollenspiele austragen. In diesem Part geht es darum zu zeigen, dass man fähig ist, sich auch in einer Gruppe durchzusetzen oder eben nachzugeben.

Aufgabentypen im Assessment-Center

Für jede Kategorie, Einzel-, Partner-, oder Gruppen-Assessment, gibt es verschiedene Aufgabe, die oft vorkommen. Es lohnt sich, die Aufgabentypen zu kennen und zu üben, bevor man im AC auf den Prüfstand gestellt wird.

Die Vorstellungsrunde / Selbstpräsentation

Du wirst dich wohl in jedem AC vorstellen müssen vor der Gruppe, daher kannst du diese Übung zu Hause auch schon etwas vorbereiten und proben. In ein paar wenigen Minuten erläuterst du den Assessoren Angaben zu deiner Person sowie deinen beruflichen Werdegang. Die Assessoren können und werden dir auch Fragen stellen.

Eine junge Frau präsentiert mit Whiteboard vor einer Gruppe im Assessment Center
Bildquelle: shutterstock.com

Bereite deine Präsentation so gut wie möglich vor, sodass sie gut strukturiert und verständlich ist. Mit einem roten Faden und gekonntem Storytelling überzeugst du. Stell sicher, dass du deine Persönlichkeit zeigst und nicht verspannt und verunsichert vor der Gruppe stehst. Mit Authentizität und Humor holst du dir sicherlich auch Sympathiepunkte.

Partner- oder Gruppenpräsentationen

Die Art und Anzahl von Präsentationen mit anderen kann je nach AC stark variieren. So kann es sein, dass du mit einem anderen Kandidaten eine kurze Präsentation zu einem aktuellen Thema aus der Marketingwelt halten musst. Je nach dem wird auch erwartet, dass ihr euch in der Gruppe austauscht und jeder jeweils einen anderen Kandidaten vorstellt. Dies soll zeigen, wie gut du Gespräche führen und zuhören kannst und innert kurzer Zeit über ein Thema oder eine Person einen kurzen Vortrag halten kannst.

Bei allen Präsentationen geht es darum, deine Auftrittskompetenz unter die Lupe zu nehmen und zu sehen, wie du dich vorbereitest und wie du vor die Gruppe stehst. Mit einer guten Haltung, angenehm lauter Stimme und auch mit dem Einsatz von vorhandenen Hilfsmitteln, wie einem Flipchart oder einem Whiteboard, zeigst du Souveränität. Es kann sein, dass die Assessoren auch prüfen wollen, wie die Kandidaten unter Stress reagieren. So können sie eine Präsentation über ein Thema erwarten, ohne dir gross Zeit für die Vorbereitung zu geben.

Konflikt- oder Mitarbeitergespräche

Nebst Präsentationen sind auch Rollenspiele eine beliebte Technik, um die Kandidaten auf Herz und Niere zu prüfen. Es wird beispielsweise ein Konfliktgespräch mit einem Kunden oder ein Jahresgespräch mit einem Mitarbeitenden gespielt. Dabei übernimmst du die Rolle des Dienstleisters bzw. des Vorgesetzten.

Die Assessoren werden es dir auch hier nicht einfach machen und dir mit direkten Fragen, unfreundlichen Unterbrechungen oder purem Desinteresse entgegnen. Deine Aufgabe ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren und das Gespräch zu leiten. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen und bleibe immer professionell. Mit impulsiven oder gar beleidigenden Aussagen schiesst du dir selbst ins Knie.

Postkorb-Übung

Lange Zeit galt die Postkorb-Übung als absoluter Klassiker im AC, heutzutage ist sie nicht mehr ganz so verbreitet. Trotzdem solltest du darauf vorbereitet sein. Hier geht es voll und ganz um deine Organisationsfähigkeiten. Du nimmst die Rolle eines Mitarbeitenden bzw. Vorgesetzten ein und dir werden diverse Aufgaben zugeteilt, die du priorisieren, erledigen oder delegieren musst.

Du erhältst also – entweder im wahrsten Sinne oder metaphorisch – einen vollen Postkorb. Die Zeitrahmen der Aufgaben überscheiden sich und es sind meist mehr Aufgaben, als du tatsächlich in dieser Zeit einplanen könntest. Es geht hier aber vor allem darum zu sehen, wie du unter viel Druck und Stress reagierst und ob du planen und delegieren kannst. Die Reihenfolge deiner Aufgaben ist schlussendlich weniger massgebend als deine Handhabung der Situation. Deine Entscheidungen musst du aber klar begründen können.

Beispiel einer Postkorb-Übung

Ein Beispiel für eine Postkorb-Übung kann folgende Aufgaben beinhalten, die du einteilen musst: Ein Mitarbeitender ist kurzfristig krankgeschrieben und du musst schnell einen Ersatz finden für seine Meetings. Aber auch dein Tag beinhaltet vier verschiedene Calls, die du nicht auslassen kannst. Zwischen den Meetings musst du deine Mails checken und beantworten und am Nachmittag musst du dein Kind aus dem Kindergarten abholen. Nun liegt es an dir, zu priorisieren und Aufgaben wenn nötig und möglich auch an deine Mitarbeitende weiterzugeben.

Fallstudie

Um eine Case Study kommst du im Assessment Center kaum herum. Dies ist in der Regel eine Gruppenarbeit, in welcher ihr einen komplexen Fall zur Bearbeitung erhält. Die Fallstudie kann ein Marketing-Thema betreffen oder auch einen aktuellen Praxisfall aus dem Unternehmen.

Ihr lest euch ins Thema ein und analysiert es, damit ihr im Anschluss eine Lösung aufzeigen könnt. Während der Case Study ist es wichtig, dass du zu verstehen gibst, dass du die Sachlage verstehst und das nötige Wissen dafür hast. Deine Analyse- aber auch Kommunikationskompetenzen werden gefordert, denn ihr arbeitet als Gruppe zusammen.

Gruppendiskussion

Wird eine Gruppendiskussion durchgeführt, so erhält ihr meist ein Thema vorgegeben. Meist ist es eine Fragestellung aus einem relevanten Bereich des Marketings. Zudem könnt ihr Vorgaben erhalten, ob ihr zu einem Konsens kommen sollt, oder ob das Ziel ist, den eigenen Standpunkt durchzusetzen.

Egal, welche Variation der Diskussion es ist, so solltest du die anderen ausreden lassen und gut zuhören. Mach deine Meinung aber hörbar und lass dich nicht von anderen einschüchtern. Ergibt sich die Möglichkeit, so kannst du die Diskussion etwas leiten oder bei Konflikten eingreifen – das zeigt Führungskompetenz.

Eine Gruppe Bewerber sitzt am Tisch und führt eine Diskussion im Rahmen des Assessment Centers.
Bildquelle: shutterstock.com

Interview zum Abschluss

Meist am Ende des AC gibt es ein Einzelgespräch mit dir, indem deine Stärken und Schwächen sowie deine Motivation für die Stelle abgefragt werden können. Gleichzeitig können dich die Assessoren dazu auffordern, eine Selbstreflektion deiner Leistungen während dem AC zu machen. So wird deine Selbstwahrnehmung geprüft und du kannst aufzeigen, dass du weisst, wo du punktest und wo vielleicht eher nicht.

Du erhältst auch ein Feedback, wie du wahrgenommen wurdest und wie deine Leistungen beurteilt werden. Das hilft dir auch, um dich selbst weiterzubilden oder kann für künftige AC praktisch sein. Die Assessoren werden dir zu diesem Zeitpunkt noch keine Zu- oder Absage geben, darauf wirst du mehrere Tage wenn nicht Wochen warten müssen.

Wie du dich vorbereiten kannst

Das Assessment Center ist äusserst anspruchsvoll und fordernd für Bewerber. Während mehrerer Stunden oder Tage wird jede deiner Bewegungen und alle deine Worte genau unter die Lupe genommen. Auch während den Pausen im AC solltest du darauf achten, nicht unhöflich oder desinteressiert zu sein, denn auch das wird von den Assessoren wahrgenommen. Auch wenn du viel fachliches Wissen zur Schau legen musst – am Ende zählt auch der persönliche Eindruck und die Sympathie.

Dresscode und Anreise

Beim AC gilt derselbe Dresscode wie auch bei einem Bewerbungsgespräch. Natürlich kommt es auch auf die Branche und das Unternehmen darauf an, wie du dich präsentieren solltest. Im Zweifelsfall solltest du eher auf Business als auf Casual abzielen. Ist das Assessment Center mehrere Tage lang, so musst du selbstverständlich mehrere Outfits bereithaben. Diese sollten alle in einem ähnlichen Stil sein.

Informiere dich auch vor dem AC über die Anreisemöglichkeiten. Gehst du mit dem ÖV oder dem Auto zur Location? Wie lange geht die Zug- bzw. Autofahrt und gibt es typische Stau-Orte, die du berücksichtigen musst? Bei einem mehrtägigen AC solltest du schauen, wo du so lange parken kannst und dir wenn nötig eine Unterkunft organisieren, sofern dies nicht vom Unternehmen übernommen wird.  

Üben, lernen, üben

Es lohnt sich definitiv, wenn du beispielsweise deine Selbstpräsentation so weit wie möglich vorbereitest und vor Familie oder Freunden übst. Auch für viele der anderen Aufgabetypen gibt es Übungsmaterial, mit welchem du dich auf das Assessment Center vorbereiten kannst. Kennst du die typischen Aufgabestellungen oder mögliche Fragen bereits, so hilft dir das, weniger nervös zu sein.

Informiere dich auch tiefgehend über das Unternehmen und aktuelle Marketing News und Trends. Schau dir die Webseite deines (hoffentlich) zukünftigen Arbeitgebers an und dessen Social Media Kanäle. Auch Artikel über oder Pressemitteilungen von dem Unternehmen können interessante Insights geben. Bist du auf dem aktuellen Stand, so kannst du während dem AC mit deinem Wissen punkten und positiv auffallen.

Versuchs mal mit Gemütlichkeit

Wenn du gut vorbereitet bist, fällt es dir sicher auch einfacher, genügend Schlaf zu haben vor dem AC. Dein ausgeruhtes ich wird noch viel besser überzeugen können, als dein gestresstes ich. Plane auch am Morgen genügend Zeit für deine Vorbereitung und den Weg ein, sodass du dich auch hier nicht unnötig beeilen musst.

Wirkst du hektisch, verplant oder reizbar während des AC, so kann dir das ein Strich durch die Rechnung machen. Es ist ganz normal, etwas nervös zu sein vor den Assessments, aber versuche, stets die Ruhe zu bewahren. Mit kleinen Entspannungstechniken, Mantras oder kurzen Übungen kannst du dich re-fokussieren und die Assessoren von dir überzeugen.

Nicole Langhart

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