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René Eugster | CEO Agentur am Flughafen

Source: businessinsider.com

Rene Eugster

01René Eugster
Captain & Head of Creation der Agentur am Flughafen
  

Technische Grundausbildung

Fundierte Weiterbildungen im Verkauf und Marketing

10 Jahre in div. Verkaufs- und Marketingfunktionen auf Kundenseite

Agentur am Flughafen seit fast 25 Jahren

Marketingdozent an diversen Fach- und Hochschulen seit 1988

Herr Eugster, Sie sind Captain und Head of Creation der Agentur am Flughafen, eine der führenden Kreativagenturen für integrierte Markenkommunikation der Schweiz. Welchen Projekten und Arbeiten nehmen Sie sich genau an?

Zuerst herzlichen Dank für den «Kopf des Monats». Im Moment betreuen wir mehr als 30 Kunden in unterschiedlichsten Projekten. Lassen Sie mich ein paar Aufgaben herauspicken: Seit bald 4 Jahren kümmern wir uns bei den SBB um die Kundenbindung – d.h., wenn Sie als einer von 2,8 Millionen Swisspass-Besitzern einen von der SBB kriegen, dann ist der von uns. Gleichzeitig bereiten wir den Launch der x-medialen Permission-Kampagne «Vision Zero» (jeder Verkehrstote ist einer zuviel) für unseren Kunden Continental vor. Wir führen einen internationalen Office-Space Vermarkter in Zürich ein. Bisnode D&B Schweiz unterstützen wir bei ihrer Markenstrategie, jedoch auch in der handfesten Umsetzung der Leadgenerierungskampagnen. Für einen Fintech-Start-up produzieren wir grad einen TV-Spot zur Schaffung der Brand-Awareness. Dann haben wir den Launch der weltweit grössten Autovermietung in der Schweiz kommunikativ umgesetzt. Aber auch die Kreation von Websites, Banners, Podcasts, Anzeigen, Plakaten, Directmailings oder Verkehrsmittelwerbung für kleinere, lokale Kunden wie einen Sprachdienstleister, einen Holzsystembauer oder einen Designmöbelhändler gehören zu unserem abwechslungsreichen Arbeitsalltag.

Mit der Agentur am Flughafen haben Sie seit der Gründung 1993 bereits 280 Auszeichnungen für Ihre Arbeiten erhalten. Wie gehen Sie damit um? Ein Grund sich ein wenig auszuruhen oder ein grosser Ansporn weiter erfolgreiche Projekte zu realisieren und die Menschen zu fesseln?

Ja, es ist unser Ansporn. Jedoch nicht die Preise an und für sich interessieren, sondern der Qualitätsmasstab, den wir uns damit selber auferlegen. Wir haben seit bald 25 Jahren alles daran gesetzt, um zu lernen und von Job zu Job besser zu werden. Sehen Sie, es gibt unterschiedliche Möglichkeiten eine Agentur erfolgreich zu führen. Entweder setzt man dabei auf Menge oder – so wie wir – auf Qualität. Es war nie mein Ziel Mitarbeiter zu sammeln und mich über Betriebsgrösse zu definieren. Letzthin habe ich sogar von einer rasant gewachsenen Agentur gehört, die Kunden eine Flat-Rate anbietet (für eine Summe X pro Monat kann der Kunde soviel Arbeiten bringen, wie er will). Dies ist kurzfristig sicher reizvoll für den Kunden, doch Hand aufs Herz, da geht es doch nur noch ums Geld und nicht mehr um das Bestreben dem Kunden das Beste zu bieten, denn diese Rechnung würde sonst nicht aufgehen. Ich denke, unsere Kunden haben nach wie vor das Recht, dass wir alles daran setzen, sie und ihre Marken nachhaltig mit guten Geschichten von ihren Mitbewerbern zu differenzieren. Und dies geht nur mit viel Erfahrung, einer durchdachten Strategie und ganz viel Kreativität. Dazu braucht es hochqualifizierte Menschen, die hart an sich arbeiten und aus innerer Überzeugung Tag für Tag Extrameilen gehen (bei Agentur-Flatrates kann sich das niemand leisten). Wir streben immer nach der besten Lösung für unsere Kunden und dies ist weltweit inzwischen bald 300 Mal von Experten wohlwollend anerkannt worden. Glauben Sie mir, nachhaltig, strategisch klar differenzierte Markenführung ist unter dem Strich für jedes Unternehmen kostengünstiger und gewinnbringender als billig und ideenbefreit produzierte Werbemittel.

Im Rückblick auf die knapp 25-jährige Unternehmensgeschichte, welcher Meilenstein macht Sie als Gründer besonders stolz?

Gute Frage. 25 Jahre sind eine lange Zeit. Lassen Sie mich spontan sein:

1. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit meiner Mitarbeitenden beläuft sich auf 13,2 Jahre

2. Wir sind inzwischen zum Familienbetrieb herangereift – 4 von 5 Familienmitgliedern arbeiten im Betrieb. Der älteste Sohn wird zu unserem 25 Jahre Jubiläum in den Verwaltungsrat gewählt.

3. Wir konnten uns als Ostschweizer Agentur im hart umkämpften Schweizer Markt etablieren. In der Directmarketing Szene kennt man uns sogar über Europa hinaus.

4. Wir haben in einer sich extrem wandelnden Branche den Turnaround geschafft und vergangenes Jahr als erste und einzige Schweizer Agentur beim SDV Award für unsere Arbeit bei der SBB eine Auszeichnung in der Kategorie «Creative use of Data» geholt.

5. Es gibt uns noch.

In den vergangenen Monaten wurde Ihre Person immer medienwirksamer. Dies sieht man an zahlreichen Jurynominierungen für diverse Awards der Kommunikations-, Werbe- und Marketingbranche, beispielsweise den DMA Echo Awards in New York vor zwei Wochen. Wie gehen Sie damit um?

Das mit der Jurynominierung ist eine riesen Ehre und mit 53 auch eine Anerkennung für geleistete Arbeit. Da wir aber in einer hochkompetitiven, sich zunehmend digitalisierenden Branche tätig sind, ist es einfach unabdingbar sich international zu informieren (wie wollen Sie differenzierende Kommunikation auf höchstem Niveau für Ihre Kunden betreiben, wenn Sie gar nicht wissen, was alles schon gemacht wurde?) und auszutauschen. Die Dialogmarketingbranche rennt wie kaum eine andere. Die Märkte haben sich demokratisiert. Wir müssen voneinander lernen und die Kunden in die Kreativprozesse miteinbeziehen. Ja, und wegen der Medienpräsenz (wo auch dieses Interview dazu gehört, danke): Klingeln gehört zum Handwerk. Für die Agentur am Flughafen ist dies essenziell um wahrgenommen zu werden.

Globalisierung, Individualisierung und auch Digitalisierung stellen starke Trends der letzten und der kommenden Jahre dar. Wie verändern diese Ihrer Meinung nach die Kommunikations-, Werbe- und Marketingbranche? Wie gehen Sie und die Agentur am Flughafen damit um?

Ich denke, hierbei von Trends zu sprechen mutet schon fast romantisch an. Die Welt ist bereits ein Dorf. Zumindest kommunikativ. Individuen wollen als Individualisten wahrgenommen und behandelt werden (in der Schweiz ist dies sogar besonders ausgeprägt). Die Digitalisierung ist da. Unsere Branche hat sich verändert. Wer den alten, klassischen Zeiten nachtrauert, hat verloren. Co-Working und Co-Creation dürfen keine Schlagworte bleiben. Das Ganze ist viel zu komplex, als dass wir Agenturen unser Süppchen noch selber brauen können. Kommunikativer Protektionismus wie Zensur (oft noch von Kunden im Kontext mit Social Media gefordert) sind nutzlos. Nach dem «Prosumer» sind «Consumer» im Anmarsch. Das markengesteuerte Sender-Empfänger-Modell hat ausgedient: Kunden kommunizieren aktiv über Brands, ohne dass diese mitreden dürfen. Unternehmen müssen Mittel und Wege finden, um am Tisch ihrer Kunden Platz nehmen zu dürfen. Die Zeit ist hochspannend. Als Dialogmarketingspezialisten beschäftigen wir uns heute mit Themen wie «Customer Journey/Centricity», «Datenschutzverordnungen», «Smartdata», «Permissionmarketing», «Leadgenerierung», «E-Shifting», «Mobile Concierges und Bots», «Customer Lifetime Value Modellierung», «Mobile Geo-Fencing», «Cross-Channel Brand Activation», «Omni-Channel-CRM», «Programmatic Advertising», «Social Listening», «Marketingautomation», «Predective Intelligence», «Dynamic Personalization», «Employer Branding» gleichwohl aber auch mit dem guten, alten Mailing, das immer mehr zum «Exklusiv Kontaktmittel für Key-Accounts» wird. Was all dies jedoch benötigt, sind Brainware für klare Strategien und ganz viel Kreativität. Ich würde sagen: Wir sind recht fit in diesen Themen und haben uns zudem mit strategischen Kooperationspartnern im Ausland sehr gut aufgestellt (da helfen natürlich solche Kontakte aus internationaler Juryarbeit ungemein).

Was sind Ihre Ziele mit der Agentur am Flughafen für die nächsten Jahre? Welche weiteren Trends erkennen Sie in Ihrer Branche und wie gehen Sie diese an?

Fassen wir doch die oben aufgezählten Themen unter «Marketing 4.0» zusammen (im Wissen, dass da noch ganz viel mehr dazu gehört). Das beschäftigt uns und unsere Kunden sehr. Mittelfristig wird die «Produktion» (Desktop, Programmieren, Datenaufbereiten usw.) aus den Schweizer Agenturen gänzlich ausgelagert werden müssen. Und dabei spreche ich nicht alleine von der Auslagerung ins Ausland. Eine weitere starke Strömung, die wir spüren, ist der Trend zum Insourcing von Werbemittelproduktionsarbeiten, bei Unternehmen sämtlicher Couleur. Agenturen können sich also während kurz oder lang nur noch über die Kernkompetenzen Strategie und Kreation (und über professionelles Sourcing) definieren. Entsprechend werden Agenturen kleiner. Gefragt ist Brainwork. Der War for Talents ist entfacht. Diese Herausforderung lösen Sie nicht mit den heutigen Agenturmodellen, wo Mitarbeitende nicht selten eine durchschnittliche Verweildauer von 2,5 Jahren haben. Spezialisten, die Kunden im «Marketing 4.0» weiterbringen, werden auch entsprechend gut bezahlt. Wir sind im Maximum 1o Festangestellte bei der Agentur am Flughafen. Dies wird sich auch nicht ändern.

Wie sieht bei Ihnen ein “normaler” Arbeitstag aus? Gibt es diesen überhaupt?

Ich weiss es nicht, da es ihn so nicht gibt. Aber, ich habe den spannendsten Job der Welt.

Wie managen Sie Ihre anspruchsvolle Position als Captain und Head of Creation der Agentur am Flughafen, sodass Ihre Freizeit nicht zu kurz kommt? Stichwort Work-Life-Balance.

Ok., Sie haben den wunden Punkt getroffen. Schwierig. Die grösste Herausforderung meines Lebens ist es Beziehung, Familie, Freunde, zunehmende Kundenzahl, Bildung, Sport und Muse unter einen Hut zu bringen. Manchmal schaffe ichs, jedoch ehrlich gesagt, für meinen Geschmack zu selten. Im Winterhalbjahr versuche ich seit letzter Saison 4 Tage in der Woche in und einen Tag am Unternehmen zu arbeiten. Ich befinde mich aber noch in der Lernphase.

Wir von marketing.ch bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen für ihre Zeit und das spannende Interview!

Redaktion

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