Unter den Suchmaschinen ist Google weltweit die unangefochtene Nummer 1 – und das mit einem Marktanteil von knapp 80 %. Mit Yep reiht sich nun ein weiterer Konkurrent zu den grossen Namen wie Bing und Yahoo, die dem Giganten Konkurrenz machen wollen. Ob Yep & Co. mit Google mithalten können und ob Unternehmen deshalb beim Suchmaschinenmarketing umdenken sollten, erfährst Du hier.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Yep?
Die Suchmaschine wurde von Ahrefs, einem Anbieter für SEO-Tools, entwickelt. Yep greift auf einen eigenen Suchindex zurück und ist somit unabhängig von Google. Bemerkenswert ist dabei, dass eine komplett eigene Infrastruktur geschaffen wurde: Statt auf eine Cloud-basierte Lösung zu setzen, wurden laut Ahrefs über 1000 Server eingerichtet und bereitgestellt. Yep befindet sich derzeit in der Beta-Version.
Für die entsprechende Datengrundlage wird ebenfalls selbst gesorgt: Für das unternehmenseigene SEO-Tool werden seit knapp 12 Jahren Websites gecrawlt, und zwar ebenfalls mit dem selbstentwickelten Crawler Ahrefsbot.
Aber was zeichnet Yep neben diesen technischen Eckdaten sonst noch aus? Und was macht es anders als der Marktführer Google?
Fokus auf Creator*innen
Eine Besonderheit von Yep liegt in dem 90/10-Geschäftsmodell von Ahrefs: 90 % der Werbegewinne wolle man demnach mit den Content-Creator*innen teilen. Besonders kleine Websites, Blogs und Community-Projekte wie Wikipedia, die sich überwiegend über Spenden finanzieren, möchte man so unterstützen. Das übergeordnete Ziel sei, die Unabhängigkeit von Creator*innen sicherzustellen und somit langfristig hochwertige Inhalte in den Suchergebnissen zu pushen. Auch wolle man ein Zeichen setzen, Autor*innen von Inhalten fair zu vergüten.
Die Idee klingt spannend, ist aber nicht neu. Das Vorbild sei laut Ahrefs-CEO Dmytro Gerasymenko die Video-Plattform YouTube: Auch hier sorgte das Modell der Gewinnbeteiligung der Content-Creator*innen für den grossen finanziellen und kreativen Durchbruch. Ein Beweis also, dass das Geschäftsmodell auch für Suchmaschinen funktionieren kann?
Privatsphäre und Datenschutz bei Yep
Beim Datenschutz zeigt Yep klare Kante: Es werden weder personenbezogene Daten erhoben noch der Suchverlauf der User*innen gespeichert. Zur Optimierung der Suchvorschläge und Algorithmen erfasst Yep lediglich statistische Daten darüber, wie häufig ein Begriff gesucht wird, welche Website wie oft aufgerufen wird und auf welcher Position sich der Link befindet. Die Suchmaschine verzichtet im Gegensatz zu Google darauf, eine Werbe-ID für Nutzer*innen zu erstellen, um so gezielte Werbeanzeigen auszuspielen.
Können die Alternativen mit Google mithalten?
Dass es Alternativen zu Google gibt, ist gemeinhin bekannt. Die Nummer 2 unter den Suchmaschinen ist Bing von Microsoft – aber das gerade einmal mit 10 % Marktanteil, während Google 80 % einnimmt. Das Kräfteverhältnis ist dementsprechend klar aufgeteilt, besonders in Hinsicht auf die kleineren Anbieter, die sich die restlichen 10 % untereinander aufteilen.
Dabei ist Google nicht einmal die beste Alternative für jede/n Nutzer*in. Besonders in Sachen Datenschutz fällt der Big Player wegen mangelnder Transparenz oft negativ auf. Davon profitiert beispielsweise eine Suchmaschine wie Startpage, die besonderen Wert auf die Privatsphäre der Nutzer*innen legt und sich so eine treue Nutzerschaft aufbauen konnte. Yep kann in diesem Bereich ebenfalls punkten, was für viele Nutzer*innen ein Anreiz sein wird, den Anbieter auszuprobieren. Auch Nischenseiten wie Ecosia, eine Suchmaschine für Klimaschutz-Themen, können eine bestimmte Zielgruppe mit ihrem Schwerpunkt abholen und auch auf lange Zeit halten.
Es gibt gute Gründe, andere Suchmaschinen als Google zu nutzen. Fakt ist aber auch, dass Google mit Abstand die grössten Nutzerzahlen und somit auch die höchste Reichweite verzeichnet. Und das betrifft natürlich auch Unternehmen, die Suchmaschinenmarketing betreiben, um damit Kund*innen zu generieren.
Suchmaschinenmarketing: Sollten Unternehmen von Google abweichen?
In einem früheren Beitrag zu Bing Ads / Microsoft Advertising beschäftigten wir uns bereits mit der Frage, ob es für Unternehmen sinnvoll sein kann, auf einen Konkurrenten wie Bing auszuweichen. Das klare Fazit: Jein.
Alternativen zu Google sind in manchen Bereichen besser aufgestellt, z. B. wenn es um Datenschutz geht. Oder bei bestimmten Nischenthemen, auf die Suchmaschinen ausgelegt sind. Hinzukommt, dass eine kleinere Nutzerzahl auch einen geringeren Wettbewerb für Unternehmen bedeutet – Kampagnen sind im Vergleich schlichtweg günstiger und das Budget kann effizienter ausgeschöpft werden.
Das ist besonders von Vorteil, wenn die Suchmaschine von einer homogenen Zielgruppe genutzt wird, die Unternehmen gezielt ansprechen wollen. So wird Bing Studien zufolge überwiegend von einer älteren, wohlhabenden Bevölkerungsschicht mit hohem Bildungsstand genutzt. Entspricht das der Zielgruppe des Unternehmens, kann sich das Suchmaschinenmarketing auf Bing durchaus lohnen.
In diesem Fall sollten Unternehmen Google aber trotzdem nicht komplett den Rücken zukehren – die meisten Nutzer*innen stellen ihre Suchanfragen nämlich immer noch dort. Die Ergänzung der Google-Ads-Kampagnen durch Anzeigen bei alternativen Suchmaschinen ist dann aber ein guter Kompromiss, der die Stärken beider Anbieter für die Kampagnen ausspielt.
Ist Yep eine Konkurrenz für Google?
Wie Yep bei den User*innen ankommt und ob es seinen Prinzipien gerecht wird, lässt sich erst im Laufe der Zeit bewerten – zumal sich Yep auch noch in der Beta-Version befindet. Zu einer Gefahr für Google avanciert die Suchmaschine aber auch auf lange Sicht wohl nicht. Die Infrastruktur und immense Datengrundlage, die Google über die Jahre aufgebaut hat, wird nur schwer einzuholen sein.
Daher sollte es auch nicht das Ziel sein, in Zukunft einen gleich hohen Marktwert zu erreichen. Vielmehr geht es bei alternativen Anbietern wie Yep darum, innovative Ideen und Veränderungen umzusetzen, welche den Nutzer*innen einen konkreten Mehrwert bieten, den Google nicht liefert. Yep überzeugt hier in puncto Privatsphäre und Datenschutz und könnte mit seinem 90/10-Geschäftsmodell besonders bei Content-Creator*innen auf grossen Anklang stossen.
Fazit
Google wird (zumindest in den nächsten Jahren) nur schwer von der Konkurrenz einzuholen sein. Selbst der zweitgrösste Konkurrent ist derzeit meilenweit davon entfernt, den Giganten vom Thron zu stürzen.
Yep verfolgt zwar innovative Ansätze, spielt aber (noch) in einer ganz anderen Liga. Die Aufgabe kleinerer Suchmaschinen besteht auch in Zukunft darin, andere Schwerpunkte als Google zu setzen und sich zu fragen, was man besser machen kann. Themen wie Datenschutz und ein wertschätzender Umgang mit Nutzer*innen und Content Creator*innen kann da bereits ein zukunftsweisender Schritt sein.