Kreativagenturen, Fotografen, Texter – sind ihre Jobs in Gefahr? Mit generativer Künstlicher Intelligenz lassen sich heute in Sekunden Inhalte erstellen, für die früher ein ganzes Team und wochenlange Arbeit nötig waren. Doch heisst das, dass der Mensch im Marketing bald überflüssig wird? Ich glaube nicht. Vielmehr stehen wir vor einer Zeitenwende: Kreative Rollen werden sich radikal verändern, Aufgaben werden effizienter gelöst – aber echte Kreativität bleibt unersetzbar.
Fluch oder Segen für die Kreativbranche?
Generative KI wird künftig in Sekunden Inhalte generieren, für die kreative Teams früher Tage oder Wochen benötigten. Unternehmen müssen nicht mehr zwingend aufwendige Fotoshootings oder Dreharbeiten durchführen, sondern können Kampagnenbilder direkt am Computer „prompten“. Kreativagenturen, die früher mit Kamerateams an Aussenstandorten drehten, könnten künftig einen Grossteil ihrer Sequenzen mittels KI erstellen.
Und welche Vorteile bringt generative KI wirklich? Hier sind drei zentrale Aspekte:
- Personalisierung: Durch die Analyse umfangreicher Kundendaten ermöglicht KI die Erstellung massgeschneiderter Marketingkampagnen, die besser auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt sind. Diese personalisierte Ansprache erhöht die Relevanz der Botschaften und stärkt die Kundenbindung.
- Kosteneffizienz: Durch die Automatisierung von Routineaufgaben können Unternehmen Kosten sparen und ihre Budgets effizienter einsetzen. Ressourcen, die zuvor für zeitaufwendige Aufgaben benötigt wurden, können nun für strategischere Initiativen genutzt werden.
- Automatisierung von Routineaufgaben: KI übernimmt zeitintensive Tätigkeiten, sodass sich Marketingteams auf strategischere Initiativen konzentrieren können. Dies führt zu einer höheren Produktivität und ermöglicht es den Teams, kreativer und innovativer zu arbeiten.
Ein prominentes Beispiel dafür ist die Weihnachtskampagne von Coca-Cola 2024. Das Unternehmen nutzte KI, um den klassischen Holidays Are Coming-Spot neu zu interpretieren. Dabei wurden traditionelle Elemente mit modernen Akzenten kombiniert, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen – und das mit geringerem Produktionsaufwand. Durch den Einsatz von KI konnten also Ressourcen und Zeit gespart werden und so den kreativen Prozess effizienter gestalten.
Doch das bedeutet nicht automatisch, dass menschliche Kreative überflüssig werden. Vielmehr müssen sich ihre Rollen verändern: Weg von der manuellen Produktion hin zur strategischen Steuerung, Konzeption und Veredelung von KI-generierten Inhalten.
Wie weit ist die KI bereits?
Wie realistisch diese KI-generierten Inhalte bereits sind, zeigt sich an einem einfachen Beispiel: Unten sehen Sie zwei nahezu identische Bilder eines Hundes – eines davon ist echt, das andere wurde von einer KI generiert. Auf den ersten Blick scheinen beide Bilder völlig authentisch zu sein. Die feinen Details, die Lichtverhältnisse, die Texturen des Fells – alles wirkt täuschend echt und kaum voneinander zu unterscheiden.
Diese Entwicklung zeigt, wie weit generative KI bereits ist und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Wenn es selbst bei solch simplen Motiven schwierig ist, zwischen Realität und KI-generierter Täuschung zu unterscheiden, was bedeutet das dann für andere Bereiche? In der Werbung, im Journalismus oder sogar in der politischen Kommunikation? Die Grenze zwischen Echtheit und künstlicher Erzeugung verschwimmt zunehmend.
Und bedenken Sie: Wir stehen gerade erst am Anfang dieser Entwicklung. Die Fortschritte in generativer KI sind rasant, und das Potenzial für die Zukunft ist enorm.
Doch jetzt zurück zum Beispiel: Welches Bild ist das Original? Können Sie es erkennen?
Die Antwort finden Sie am Ende des Beitrags.
Die Schattenseite
So beeindruckend KI-generierte Inhalte auch sein mögen, sie bringen auch Herausforderungen mit sich. Viele KI-generierte Bilder oder Videos wirken unnatürlich oder „seelenlos“. Trotz technischer Perfektion fehlt es an Authentizität – ein Faktor, der in der Markenkommunikation essenziell ist.
Der britische Werbestratege Rory Sutherland betont: «Das Ziel ist der Weg». Seine Kritik an Künstlicher Intelligenz (KI) richtet sich nicht gegen ihre Effizienz, sondern gegen die Veränderung des kreativen Prozesses selbst.
Traditionell basieren Werbekampagnen auf menschlicher Intuition, Experimenten und dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Dieser iterative Prozess ermöglicht es Kreativen, durch Erfahrungen und unerwartete Entdeckungen einzigartige Kampagnen zu entwickeln. Mit dem Einsatz von generativer KI besteht die Gefahr, dass dieser kreative Weg verkürzt oder gar übersprungen wird, da KI-Modelle Inhalte in Sekundenbruchteilen erstellen können.
Um die Problematik des verkürzten kreativen Prozesses durch KI zu umgehen, könnten Unternehmen folgende Ansätze verfolgen:
- Hybridmodelle etablieren: Die Kombination von menschlicher Kreativität und KI-Technologie kann dazu führen, dass KI als unterstützendes Werkzeug dient, während der kreative Prozess weiterhin vom Menschen gesteuert wird.
- Bewusstsein schaffen: Schulungen und Workshops können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Stärken und Schwächen von KI im kreativen Prozess zu schärfen.
- Iterative Prozesse fördern: Trotz der Effizienz von KI sollten iterative kreative Prozesse beibehalten werden, um Raum für menschliche Intuition und unerwartete Entdeckungen zu lassen.
Wenn Unternehmen sich der Veränderungen im kreativen Prozess durch KI nicht bewusst sind, könnten folgende Probleme auftreten:
- Verlust der Authentizität: KI-generierte Inhalte könnten als weniger authentisch wahrgenommen werden, was das Markenimage beeinträchtigen kann.
- Ethische Bedenken: Der übermässige Einsatz von KI ohne menschliche Kontrolle könnte zu ethischen Problemen führen, insbesondere wenn es um die Erstellung von Inhalten geht, die gesellschaftliche Normen und Werte beeinflussen.
Fazit
Die Einführung generativer KI bedeutet nicht das Ende von Kreativjobs, sondern eine Transformation der Branche. Wer im Marketing erfolgreich bleiben will, muss lernen, mit diesen neuen Tools umzugehen und sie gezielt einzusetzen. Während KI Routineaufgaben automatisiert, bleibt menschliche Kreativität der entscheidende Faktor für Differenzierung und Markenidentität. Ob das Endergebnis dadurch besser oder schlechter wird, bleibt offen – aber eines ist sicher: Die Marketinglandschaft wird sich nachhaltig verändern und wir müssen mitziehen, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Und weil ich euch nicht länger auf die Folter spannen will – das Original ist rechts! Falls ihr falsch gelegen habt, keine Sorge: Ihr seid nicht allein.