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Marketing in Social Start-ups: So versucht «Rouge», den Spagat zu meistern

Source: businessinsider.com

Mit einem gesunden Lifestyle-Getränk die Menstruation enttabuisieren und gleichzeitig soziale Projekte für Frauen auf der ganzen Welt unterstützen: Das ist die Idee des Social Start-ups «Rouge» von Tina Frey aus Dübendorf. Aber wie funktioniert Marketing in einem Umfeld, wo Glaubwürdigkeit besonders wichtig ist?

Der Rouge-Drink ist ein in der Schweiz entwickeltes Getränk in hellrotem Farbton mit natürlichen Pflanzenextrakten, Mineralien und Vitaminen. Diese sind speziell auf die Bedürfnisse des weiblichen Körpers für die Zeit während der Menstruation abgestimmt. Der Drink in Pulverform wird in Wasser aufgelöst und in der kunstvoll gestalteten «Rouge-Flasche» – so die Idee – überall hin mitgenommen: In die Schule, an den Arbeitsplatz, nach draussen in die Welt.

«Wenn es uns gelingt, die Menstruation in der Gesellschaft stärker mit Werten wie «Gesundheit», «Natürlichkeit» und «Offenheit» zu verknüpfen, werden wir die Thematik nachhaltig positiv besetzen», ist die Gründerin überzeugt. Zudem fliesst ein Teil des Erlöses in themenverwandte Projekte, die Frauen im In- und Ausland unterstützen. Der Rouge-Drink ist damit Produkt und Marketing-Botschaft zugleich.

Ein Getränkeset von Rouge.
Bildquelle: rouge-welt.ch

Social Responsibilty in der Praxis

Damit setzt «Rouge» ein positives Beispiel für Corporate Social Responsibility – kurz CSR. Dabei geht es darum, dass Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen, indem sie etwas zurückgeben. Das ist beispielsweise in Form von sozialem Engagement, Investitionen in die Umwelt oder auch Nachwuchsförderung möglich. Im Idealfall liegen das Geschäftsfeld und das Engagement eines Unternehmens so wie bei «Rouge»

nahe beieinander. Der Rouge-Drink soll die Menstruation positiv thematisieren und Frauen während der Menstruationszeit unterstützen. Darum investiert «Rouge» etwa in ein Projekt, das benachteiligten Frauen in Kamerun beibringt, wie man wiederverwendbare Stoffbinden näht oder in das Mädchenhaus Zürich.

Aber bevor tausende Frauen mit einer Rouge-Flasche aus dem Haus gehen, müssen Idee und Produkt bekannt werden. Wir wollten von Tina Frey erfahren, wie sie mit «Rouge» dabei vorgeht.

Im Interview mit Tina Frey, Gründerin von Rouge

marketing.ch: Wie sieht eure Marketing-Strategie bei Rouge aus?

Tina Frey: In erster Linie geht es jetzt am Anfang darum, unsere Idee in der Öffentlichkeit möglichst bekannt zu machen. Wir wollen zeigen: Hey, wir haben einen völlig neuen Ansatz, um das Menstruations-Tabu zu brechen!

Von Bekanntheit träumt jedes Start-up. Wie wollt ihr diese erreichen?

Wir setzen auf einen Mix aus Kommunikation, nützlichen Inhalten, Social Media und Ads sowie auf Partnerschaften. Die Zielgruppe des Rouge-Drinks ist ziemlich klar definiert, denn es handelt sich um Frauen in jenem Lebensabschnitt, der vom Menstruationszyklus begleitet wird. Und je schärfer eine Zielgruppe umrissen ist, desto gezielter lässt sich diese ansprechen.

Welche Tools setzt ihr dabei ein?

Derzeit sind wir stark auf Instagram und Facebook fokussiert, weil wir unsere Zielgruppe hier am besten erreichen können. Aber auch E-Mail-Marketing ist ein grosses Thema, um mit unseren Kundinnen im Dialog zu bleiben. Wichtig finde ich vor allem eine gute Mischung: Während ein Teil des Marketings digital und automatisiert abläuft, schreiben wir jeder Kundin eine persönliche Karte von Hand.

Auf eurer Website und in den Sozialen Medien stellt ihr «Rouge-Ambassadorinnen» vor. Was ist die Idee dahinter?

Dass einzelne Persönlichkeiten öffentlich hinstehen und sagen: Seht her, auch ich finde die Menstruation etwas völlig Natürliches, ich schäme mich nicht dafür und das solltet ihr auch nicht tun. Obwohl viele Frauen die Enttabuisierung befürworten, ist es nicht einfach, einzelne Persönlichkeiten dafür zu gewinnen.

Warum ist das so?

Das hat ein Stück weit mit unserem Ansatz zu tun. Wir wollten keinen Verein gründen, der auf Spenden angewiesen ist und das Thema aus der Bittsteller-Perspektive angeht. Wir wollten ein Produkt entwickeln, das einem Zweck dient und gleichzeitig als Symbol für die Befreiung von der falschen Scham steht. Wir sind also ein Unternehmen, das wirtschaftlich denken und sich auf dem Markt behaupten muss. Obwohl wir unser Geschäftsmodell auf die Maxime des gesellschaftlichen Nutzens ausgerichtet haben, ist ein Unternehmen, das Gutes tun will manchen Menschen noch suspekt.

Inwiefern?

Einzelne Politikerinnen haben uns beispielsweise mitgeteilt, dass sie die Idee grossartig finden, Rouge ihnen aber zu kommerziell ausgerichtet sei. Hier kämpfen wir also mit einem weiteren Vorurteil: Offenbar kann nur Gutes tun, wer kein Geld verdienen will. Dabei braucht es doch genau davon oft am meisten, wenn man etwas bewegen will. Da müssen wir noch weiter aufklären und geduldig sein.

Wie hoch ist der Anteil am Gewinn, mit dem Rouge seinem sozialen Anspruch nachkommen will?

Rouge ist seit drei Monaten online und wir hatten hohe Anfangsinvestitionen, die wir privat finanziert haben. Wir werden sehen, ob es im ersten Jahr bereits möglich ist, einen Gewinn zu erwirtschaften. Klar ist: Wir wollen von einem Gewinn so viel wie möglich für den gesellschaftlichen Nutzen einsetzen, in unserem Fall spezifisch für Frauen. Der Rest soll dem nachhaltigen Wachstum des Unternehmens dienen.

Du hast Rouge nebenberuflich ins Leben gerufen. Woher holst du dir das nötige Knowhow?

In meinem Hauptberuf arbeite ich im Marketing oder genauer gesagt, im E-Mail-Marketing und das hilft schon mal in diesem Bereich. Ausserdem habe ich ein super Team und erfahrene Menschen um mich herum. Andere Aspekte, wie beispielsweise die Herstellung des Rouge-Drinks sind völliges Neuland gewesen und dafür haben wir lange nach dem passenden Partner gesucht. Aber genau solche Aspekte machen das Start-up-Leben so spannend.

Welche Marketing-Tipps würdest du anderen Unternehmer:innen auf den Weg geben, die ein Start-up aufbauen?

Dass das Marketing beginnt, noch lange bevor ein Produkt auf dem Markt ist. Marketing heisst für mich, andere zu begeistern. Es ist unglaublich wertvoll, wenn du die Menschen in deinem Umfeld für deine Idee begeistern kannst und sie diese mittragen. Woher sonst bekommst du deine ersten Feedbacks, deine ersten Fotomodelle, deine ersten Follower, einen nützlichen Kontakt, einen guten Rat oder etwas Aufmunterung, wenn etwas gerade nicht so läuft wie gedacht? Ohne diese Menschen wäre unser Start nicht so erfolgreich gewesen. Aber vergiss nie, deinem Umfeld auch etwas zurückgeben, vor allem aufrichtige Wertschätzung.

Nicole Langhart

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