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Die Zukunft des E-Commerce: 3 technische Herausforderungen, die Marken lösen müssen

Seit Waren und Dienstleistungen über das Internet verkauft werden, wächst der Onlinehandel stetig. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie hat der E-Commerce gerade in den letzten anderthalb Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Für Unternehmen, die trotz des wachsenden Wettbewerbs im Digital Commerce Fuß fassen und erfolgreich sein wollen, gilt es, drei zentrale technische Herausforderungen zu lösen. 

Laut Forrester wuchs der digitale Umsatz von Unternehmen im Jahr 2020 im Durchschnitt um 49 Prozent im Jahresvergleich, während der Gesamtumsatz nur um 15 Prozent zulegte. Wie wir alle wissen, führt auch die Corona-Pandemie dazu, dass Verbraucher:innen noch mehr online shoppen. Eine weitere Zahl, die das belegt: 50 Prozent der befragten Käufer:innen gaben an, 2020 das erste Mal überhaupt etwas über das Internet gekauft zu haben. 

Doch nur, weil plötzlich viel mehr Leute von E-Commerce-Angeboten Gebrauch machen, wird es für Unternehmen nicht einfacher, ihre Produkte oder Services online zu verkaufen. Vielmehr wird es immer wichtiger für Marken, sich vom Wettbewerb zu differenzieren und sicherzustellen, ihren Kund:innen digitale Einkaufserlebnisse zu bieten. Um wahrhaftige Digital Experiences zu kreieren, gilt es, die folgenden technischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen. 

1. Personalisierte Omnichannel-Experiences schaffen

Wie die Harvard Business Review berichtet, nutzen 73 Prozent der Konsument:innen während einer einzigen digitalen Einkaufstour mehr als einen Kanal. Eine weitere Erhebung hat ergeben, dass 75 Prozent eher bereit sind, Produkte von einem Unternehmen zu kaufen, das ihnen personalisierte Empfehlungen bietet. Und 33 Prozent der Verbraucher:innen, die nicht mehr Kund:innen eines bestimmten Unternehmens sein möchten, treffen diese Entscheidung, weil die Ansprache nicht personalisiert genug war.

Für Unternehmen, die ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio online vertreiben, stellt insbesondere die explosionsartige Zunahme relevanter digitaler Kanäle eine große Herausforderung dar. Was die stetig ansteigende Popularität von Sprachassistenten, IoT, Digital Signage und Smartwatches betrifft, ist kein Ende in Sicht – entsprechend wird der Omnichannel-Ansatz zukünftig eine noch wichtigere Rolle in jeder E-Commerce-Strategie einnehmen. 

Für Unternehmen liegt bei der Umsetzung eines der größten Probleme in der Nutzung veralteter Technologie-Lösungen, etwa für das Content Management. Statt die kanalübergreifende Personalisierung der User Journey sicherzustellen und Inhalte synchron für alle Kanäle auszusteuern, sorgen “Legacy-Systeme” dafür, dass mit jeder Plattform ein weiteres Silo entsteht – was wiederum die Effizienz und Agilität von Teams massiv einschränkt. 

2. Neue Technologien verstehen und nutzen

Schnelligkeit ist auch dann Trumpf, wenn es darum geht, auf Markttrends zu reagieren und den User mit jenen Inhalten und Themen abzuholen, die ihn gerade bewegen. Eine weitere Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben. Das Gleiche gilt für die Integration neuer Technologien als Antwort auf sich ständig verändernde Ansprüche und Bedürfnisse seitens der digitalen Nutzer:innen. 

Im Falle zahlreicher Unternehmen klafft hier eine riesige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Auf der einen Seite möchten viele Brands als Top-Player in ihrem jeweiligen E-Commerce-Segment betrachtet werden, gleichzeitig stützt sich ihr digitales Geschäft auf eine veraltete Infrastruktur. Geplante Fortschritte, wie das Hinzufügen neuer Funktionen zu App oder Webshop, werden so zum Bremsklotz – was wiederum zusätzliche Ressourcen von Designern, Entwicklern und Vermarktern erforderlich macht. 

Gerade wenn es um die Integration und Anpassung neuer Technologien geht, werden viele Unternehmen durch ihre sogenannte All-in-One-Architektur gebremst. Diese Technologielösungen bieten zwar viele Funktionen in einem einzigen Paket, schränken aber gleichzeitig die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Entwickler:innen und Content-Teams massiv ein. 

Über was sprechen wir eigentlich konkret, wenn von “neuen Technologien” die Rede ist? Hier eine Übersicht der zentralen Tech-Trends, die der E-Commerce in den nächsten Jahren verstehen, in seinen Strategien mitdenken und ab einem gewissen Zeitpunkt wohl auch integrieren muss: 

  • Augmented Reality: Es wird geschätzt, dass insbesondere Mobile AR bis 2024 1,73 Milliarden Nutzer erreichen wird.
  • Visual Commerce: 78 Prozent der Vermarkter geben an, dass Videos in Zukunft den Umsatz von Unternehmen direkt steigern.
  • Voice Marketing: Im Bereich des digitalen Handels werden bis 2022 schätzungsweise 40 Milliarden Dollar für sprachgesteuerte Einkäufe erwartet.
  • Künstliche Intelligenz: Business Insider prognostiziert, dass bis 2024 rund 140 Milliarden Dollar an Transaktionen im digitalen Handel über Chatbots abgewickelt werden.
  • Internet of Things: Der Markt für user-relevante IoT-Lösungen belief sich Ende 2020 auf ein Volumen rund 248 Milliarden US-Dollar und wird bis 2025 1,6 Billionen US-Dollar erreichen.
  • Wearables: Gartner berichtet, dass dieser Markt im Jahr 2022 rund 94 Millionen US-Dollar schwer sein wird.

3. SEO verbessern und Ladezeiten verkürzen

Ganz gleich, wie personalisiert Ihre Inhalte und wie großartig Ihre Produkte sind oder auf welchem technologischen Level Ihr E-Commerce-Team agiert: Sie müssen immer noch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, damit Ihre Zielgruppe Sie findet. Im Hinblick auf das außergewöhnliche Wachstum des E-Commerce-Segments in den letzten Jahren stellt insbesondere SEO in diesem Kontext einen Schlüsselfaktor dar.  

Eines der wichtigsten Kriterien bei der Suchmaschinenoptimierung ist die Ladezeit einer Website, auch weil Google selbst diesen Faktor als extrem wichtig einordnet. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, warum: 40 Prozent der Nutzer:innen verlassen eine Website, wenn sie nicht innerhalb von drei Sekunden vollständig geladen ist. 

Die Ursachen für eine mangelhafte Website-Performance können vielschichtig sein. Ein Faktor ist in vielen Fällen die strikte Kopplung des Frontends und Backend einer Seite, was zu einer beidseitigen Beeinflussung des Datenverkehrs führt. Dies kann nicht nur enorme Auswirkungen auf die Ladezeiten einer Website und die Suchmaschinenoptimierung haben, sondern auch auf die allgemeine Benutzerfreundlichkeit.

Fazit: E-Commerce muss mehr als “Nice-to-have” sein

Die technischen Hürden, die Unternehmen überwinden müssen, um im E-Commerce die nächste Stufe zu zünden, liegen auf der Hand. Und sie sind zugegebenermaßen alles andere als neu – weshalb es umso erstaunlicher ist, dass weiterhin so viele Brands in Sachen Digital Commerce hinter ihren eigenen Erwartungen zurückbleiben. 

Ein Grund, weshalb zahlreiche Unternehmen die angesprochenen Probleme bislang nicht in den Griff bekommen haben, ist ein Mangel an Ressourcen – entweder budgetärer Art oder in Bezug auf ausreichendes und qualifiziertes Personal. Für andere könnte die Antwort auch ein Mangel an Visionen und Ernsthaftigkeit sein, was mit Blick auf die stationäre Prägung des Handels im DACH-Raum keine große Überraschung wäre. 
Immerhin: In einem seiner letzten Berichte hat Gartner darauf hingewiesen, dass die Investitionen in den digitalen Handel weiter steigen, da sich die Unternehmen an neue Geschäftsmodelle und Verkaufsprozesse anpassen, die insbesondere durch die COVID-19-Pandemie ausgelöst wurden. Es bleibt zu hoffen, dass dieser temporäre Anlass für ein nachhaltiges Umdenken – und erfolgreicher E-Commerce für Unternehmen in Zukunft mehr als ein “Nice-to-have” ist.

Dominik Angerer

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