Was bringt Menschen dazu, stundenlang Serien zu schauen? Richtig – gute Geschichten. Und genau die brauchen Unternehmen, um marketingtechnisch relevant zu bleiben. In diesem Artikel zeigen wir, was Netflix-Serien uns über erfolgreiches Storytelling verraten und wie Marketer:innen diese Prinzipien nutzen können.
Ob Stranger Things, The Crown, Black Mirror oder Wednesday: Serien auf Netflix (und Co.) schaffen es, Millionen Menschen weltweit zu fesseln. Nicht mit überladenen Botschaften oder lauter Effekthascherei – sondern mit cleverem Storytelling, das auf Emotion, Spannung und Identifikation setzt.
Das Marketing verfolgt ein ähnliches Ziel. Auch hier geht es darum, Aufmerksamkeit zu gewinnen, Menschen zu bewegen und sie dazu zu bringen, mehr zu wollen. Und genau hier lohnt sich ein Blick in die Welt des Streamings: Welche Mechanismen nutzen Serienmacher:innen, um ihr Publikum zu binden? Und wie lassen sich diese Prinzipien in wirkungsvolles Marketing übersetzen?
1. Der Spannungsbogen: Nicht alles auf einmal verraten
Gute Serien verraten nie zu früh, wie alles endet. Sie führen ihre Zuschauer:innen langsam in die Geschichte ein, bauen nach und nach Spannung auf, erzeugen Wendepunkte – und lösen die Konflikte erst am Schluss auf. Dieses klassische dramaturgische Prinzip (Setup – Konflikt – Lösung) sorgt dafür, dass man „dranbleibt“.
Auch Marketing kann von dieser Erzählweise profitieren. Statt in einer Anzeige oder einem Post gleich alle Informationen unterzubringen, lohnt es sich, Spannung aufzubauen. Das kann bedeuten, mit einem Teaser zu starten, ein Problem zu skizzieren oder eine offene Frage aufzuwerfen, deren Auflösung im nächsten Format erfolgt. Wer Inhalte so gestaltet, dass sie neugierig machen, erhöht die Chance, dass sie wirklich konsumiert – und nicht nur überflogen – werden.
👉 So setzt du es um:
- Starte Kampagnen mit einem Teaser, der Lust auf mehr macht – nicht mit der vollständigen Botschaft.
- Erzähle über mehrere Kanäle oder Beiträge hinweg – zum Beispiel in Form von Content-Serien oder wöchentlichen Themenblöcken.
- Nutze bewusst Cliffhanger, um Interesse aufrechtzuerhalten. Stelle in einem Post eine Frage – und beantworte sie erst im nächsten.
2. Charaktere, die man nicht vergisst
Serien leben von ihren Figuren. Ob Eleven in Stranger Things, Beth in The Queen’s Gambit oder Joe Goldberg in You – sie sind einzigartig, komplex und emotional greifbar. Man leidet mit ihnen, feiert ihre Erfolge, erkennt sich manchmal sogar ein Stück weit selbst in ihnen wieder.
Auch Marken brauchen Charakter – im übertragenen Sinne. Jede Marke sollte eine erkennbare Persönlichkeit haben: eine Haltung, eine Sprache, eine wiedererkennbare Tonalität. Das schafft Identifikation. Marken ohne erkennbares Profil sind wie Serien ohne Hauptfigur – austauschbar und schnell vergessen. Marken mit Charakter hingegen bauen eine emotionale Bindung auf, selbst wenn sie keine „echten“ Gesichter zeigen.
👉 So setzt du es um:
- Entwickle eine Markenpersona mit Eigenschaften, Haltung und Kommunikationsstil. Überlege: Wenn deine Marke ein Mensch wäre – wie würde sie sprechen?
- Nutze echte Menschen als Markenbotschafter:innen – etwa Mitarbeitende oder Kund:innen, die deine Werte authentisch verkörpern.
- Kommuniziere konsistent – von Social Media bis E-Mail. Eine klare, wiedererkennbare Stimme stärkt die Wiedererkennung und baut Vertrauen auf.
3. Eine Welt mit Wiedererkennungswert
Jede gute Serie erschafft ein eigenes Universum. Ob düsteres Kleinstadt-Mystery in Dark, royales Drama in The Crown oder schräge Teenager-Ästhetik in Wednesday – man erkennt sofort, in welcher Welt man sich befindet. Diese visuelle und atmosphärische Konsistenz ist kein Zufall, sondern bewusstes Storytelling.
Auch Marken profitieren davon, wenn sie eine wiedererkennbare „Story-Welt“ etablieren. Das umfasst nicht nur Logos und Farben, sondern auch Sprache, Bildstil, Tonalität und thematische Schwerpunkte. Konsistenz schafft Vertrauen – und sorgt dafür, dass Inhalte nicht wie lose Einzelteile wirken, sondern wie Bausteine eines größeren Markenerlebnisses.
👉 So setzt du es um:
- Entwickle ein visuelles und sprachliches System, das sich durch all deine Inhalte zieht – egal ob Social Post, Whitepaper oder Podcast.
- Nutze wiederkehrende Formate oder Content-Rubriken, die sich einprägen (z. B. „Tool der Woche“, „Marketing Mythos Montag“).
- Achte auf einen einheitlichen Look & Feel – vor allem über Plattformen hinweg. So entsteht ein zusammenhängender Auftritt mit Wiedererkennungswert.
4. Binge-Worthy Content: Wenn eins das nächste triggert
Netflix hat das „Autoplay“-Prinzip perfektioniert: Eine Folge endet, die nächste beginnt – ohne Unterbrechung. Dieses clevere System senkt die Hürde, weiterzuschauen – und sorgt für das bekannte „Nur noch eine Folge…“-Gefühl. Das Ziel: maximale Verweildauer.
Auch im Marketing lässt sich dieses Prinzip übertragen. Wenn deine Inhalte gut aufeinander aufbauen und sinnvoll miteinander verknüpft sind, entsteht ein Flow, der Nutzer:innen länger bei dir hält. Statt isolierter Einzelposts braucht es Content, der in Serie gedacht ist – und Lust auf mehr macht.
👉 So setzt du es um:
- Entwickle Content-Serien statt Einzelbeiträge – z. B. thematisch aufeinander aufbauende Blogartikel oder LinkedIn-Post-Reihen.
- Verknüpfe Inhalte aktiv miteinander, z. B. durch interne Verlinkungen, CTAs („Lies auch…“) oder Newsletter-Strecken.
- Nutze Follow-up-Posts, um offene Punkte aus vorherigen Beiträgen weiterzuführen oder zu vertiefen.
5. Emotion schlägt Information
Die erfolgreichsten Serien berühren uns emotional. Sie sprechen Themen an, die uns etwas bedeuten – Verlust, Freundschaft, Aufbruch, Zweifel, Mut. Informationen sind dabei oft zweitrangig. Was hängen bleibt, sind Gefühle.
Auch im Marketing gilt: Emotionen wirken stärker als Fakten. Natürlich spielen Daten, Features und Argumente eine Rolle – aber sie überzeugen selten allein. Wer es schafft, Kund:innen emotional zu berühren, erzielt nicht nur kurzfristige Aufmerksamkeit, sondern baut langfristige Beziehungen auf.
👉 So setzt du es um:
- Zeige Geschichten, nicht nur Produkte. Lass Menschen erzählen, wie sie dein Angebot nutzen – und was sich dadurch verändert hat.
- Erzähle von Konflikten, Herausforderungen und Transformation – nicht nur von Erfolgen.
- Achte auf emotionale Sprache und Bilder – besonders dort, wo du normalerweise sachlich wärst (z. B. in Case Studies, Produkttexten, Mails).
6. Der Plot Twist: Unerwartetes schafft Aufmerksamkeit
Serien leben von Überraschungen. Der Twist, der alles ändert, bringt neue Spannung – und oft auch Gesprächsstoff. Der Moment, in dem man denkt: „Das habe ich nicht kommen sehen.“ Genau das sorgt für Engagement und Viralität.
Auch im Marketing darf es Überraschungselemente geben – ob durch einen ungewöhnlichen visuellen Stil, einen frechen Ton oder eine Botschaft, die bewusst Erwartungen bricht. Solche Momente helfen, in einer überladenen Kommunikationswelt aufzufallen – ohne dabei laut oder schrill sein zu müssen.
👉 So setzt du es um:
- Brich bewusst mit Konventionen deiner Branche – z. B. mit Humor in eigentlich ernsten Themen.
- Nutze kreative Perspektivwechsel oder unerwartete Formate (z. B. eine Meme-Kampagne einer B2B-Marke).
- Integriere Wendepunkte in deine Storys – etwa durch überraschende Zahlen, ungewöhnliche Kund:innen oder „so lief es wirklich“-Momente.
Fazit: Mach deine Marke zur Lieblingsserie deiner Zielgruppe
Netflix-Serien sind eine Masterclass in Storytelling. Wer die Prinzipien dahinter versteht, kann sie gezielt im Marketing nutzen: Spannung aufbauen, eine starke Marke mit Charakter etablieren, Emotionen wecken und Inhalte so gestalten, dass man automatisch mehr davon will.
Marken, die das schaffen, kreieren keine Werbebotschaften – sondern Geschichten, die hängen bleiben.