Steht der Vorgesetzte im wöchentlichen Meeting vor dem Team und fragt nach kreativen Ideen oder Vorschlägen, so folgt darauf oft eine – ja, leicht unangenehme – Stille. Nur wenige können sich Inputs aus dem Ärmel schütteln und trauen sich, eine gewagte Idee zu bringen, wenn alle Mitarbeitende mit Abneigung reagieren könnten. Mit Kreativitätstechniken und dem passenden Prozess kann diesem Problem entgegengewirkt werden.
Das Marketing fordert Kreativität. Sei es für packende Werbevideos oder knackige Slogans, immer wieder werden zündende Ideen benötigt, um das Produkt oder die Dienstleistung des Unternehmens ideal zu vermarkten und zum Erfolg zu kommen. Doch es ist kein Leichtes, neue Ideen an den Tisch zu bringen, wann immer danach gefragt wird. Hier kann Kreativität aber auch gefördert werden.
Bevor wir zu den verschiedenen Techniken kommen, wollen wir den Prozess, also die Vorgehensweise, definieren. Damit kreative Ideen kreiert werden können, braucht das Marketing Team einen Frame, in dem es sich bewegen kann. Der Kreativitätsprozess liefert diesen Rahmen. Es gibt nicht die allgemeingültige Formel, die für jedes Unternehmen und jedes Produkt oder jede Dienstleistung funktioniert, jedoch kann man sich ungefähr an diesen vier Schritten orientieren:
Bevor überhaupt Ideen generiert werden, muss das Problem erkannt werden. Was soll gelöst werden? Wieso gibt es dieses Problem? Je mehr man sich mit der Problemstellung befasst, umso besser kann man das Problem angehen, deshalb sollte diese erste Phase nicht unterschätzt oder überstürzt werden.
Ist allen klar, was die Sachlage ist, so kann mit dem Sammeln von Ideen begonnen werden. Grundsätzlich gilt hier, dass das Team alle Ideen anbringen kann, die ihm in den Sinn kommen. Es kommt in dieser Phase noch nicht darauf an, ob die Ideen realisierbar oder „gut“ sind. Quantität geht vor Qualität.
Erst wenn die Ideen im nächsten Schritt evaluiert werden, werden Kritik oder Sorgen geäussert. Nun geht es effektiv darum, zu schauen, welche Ideen umgesetzt werden können. Das Team soll festlegen, ob die Idee sinnvoll, effizient und zielführend ist.
Schlussendlich geht es an das Umsetzen der Ideen. Hier werden die Ideen also zur Realität. Der Kreativitätsprozess ist hier theoretisch abgeschlossen. Sollten die umgesetzten Massnahmen jedoch nicht den gewünschten Erfolg bringen oder werden neue Ideen benötigt, so startet der Prozess erneut.
«Ideen sammeln» ist einfacher gesagt als getan. Deshalb gibt es für diesen Schritt diverse Techniken, die helfen, auf gute Ideen zu stossen. Je nach grösse des Teams, vorhandener Zeit und Präferenz kann eine andere Methode verwendet werden.
Wohl eine der bekanntesten Techniken ist das Brainstorming. Die beteiligten Personen haben einen offenen Austausch und eine Person notiert alle Ideen auf einem Flipchart, Whiteboard oder ähnlichem. Alle Personen in der Gruppe können ihre Ideen offen einbringen und alle Ideen werden aufgeschrieben – egal wie begeistert die Gruppe von der Idee ist.
Wichtig für ein erfolgreiches Brainstorming ist, von Anfang an klarzustellen, dass die Ideen noch keineswegs evaluiert oder kritisiert werden. So soll sichergestellt werden, dass auch out of the box Inputs gemeldet werden, aus denen spannende Massnahmen geformt werden können.
Das Brainstorming ist einfach umzusetzen und nicht allzu zeitaufwändig. Jedoch kann es je nach Gruppe bzw. Mitarbeitern variieren, wie viele Ideen zustande kommen. Ebenfalls muss berücksichtigt werden, dass eher introvertierte oder stille Mitarbeitende bei dieser Technik leicht untergehen können, während extravertierte Personen das Meeting eher leiten.
Je nach Dynamik in einem Team oder einer Abteilung kann das Brainwriting ein passender Ansatz sein. Grundsätzlich funktioniert das Brainwriting nach dem Prinzip des Brainstormings: alle Ideen werden dokumentiert, egal wie realistisch oder umsetzbar sie sind.
Bei dieser Technik wird, wie der Name schon sagt, jedoch nicht in der Gruppe diskutiert, sondern alle beteiligten Personen sitzen an einem Tisch und haben je ein Blatt Papier vor sich. Jede Person notiert dann während einigen Minuten alle ihre eigenen Ideen auf dem Papier, bevor dieses an den Tischnachbarn weitergereicht wird. Die nächste Person ergänzt die Ideen auf dem erhaltenen Blatt. Dieser Prozess kann mehrere Male wiederholt werden, bis alle Personen ihre Inputs geben konnten.
Der Vorteil dieser Kreativitätstechnik ist, dass alle Mitarbeitenden ihre Ideen anbringen können und nicht untergehen in einer Diskussion. So trauen sich vielleicht auch eher zurückhaltende Personen, ihre Vorschläge anzubringen, da eine gewisse Anonymität herrscht. Brainwriting kann jedoch etwas länger dauern als das Brainstorming.
Bei dieser Technik werden sechs Personen benötigt, die je drei Ideen niederschreiben, welche fünf Mal weitergegeben werden. Die sechs Beteiligt setzen sich hier, ähnlich wie beim Brainwriting, zusammen und haben je eine leere Tabelle vor sich mit drei Spalten und sechs Zeilen.
Jede Person notiert nun drei Ideen zuoberst in die Spalte und reicht ihr Dokument weiter an die nächste Person. Nun können die vornotierten Ideen ergänzt oder auch leicht angepasst werden in der Zeile darunter, bevor die Tabelle an die wiederum nächste Person gereicht wird.
Am Ende der Runde hat man pro Tabelle drei mehr oder weniger ausformulierte Ideen, insgesamt also 18 Ideen. Die 6-3-5 Methode ist zeitaufwändiger als andere, fördert jedoch die Zusammenarbeit der einzelnen Mitarbeitern und liefert mehr als nur eins zwei Stichworte pro Idee.
Das Design Thinking stellt den Kunden in den Mittelpunkt. Das bedeutet, die Mitarbeitenden überlegen sich immer aus der Sicht des Kunden, was gemacht werden soll oder was fehlt. Denn Design Thinking befasst sich nicht damit, Ideen in Form von Lösungen zu finden.
Bei dieser Methode geht es viel mehr darum, das Problem ganz genau zu verstehen und dementsprechend zu handeln. Jeder Beteiligte überlegt sich also, wo Handlungsbedarf ist oder was verändert werden soll – mit den Bedürfnissen der Kunden klar vor Augen. So kommt eine andere Sichtweise ins Spiel und hilft, passende Ansätze zu kreieren.
Für ein engagiertes und dynamisches Team eignet sich die Walt Disney Methode gut. Diese Methode ist kleines Rollenspiel, in welchem die Beteiligten in drei verschiedene Rollen schlüpfen, um Ideen auszuarbeiten.
Der Träumer ist der Visionär der Gruppe und bringt spannende und Kreative Ideen in die Runde.
Der Realist befasst sich damit, ob die Ideen umsetzbar sind und nicht am Rande der Unmöglichkeit stehen
Der Kritiker hinterfragt die Ideen und zeigt Risiken oder Schwächen auf
Die Rollen können auch von mehreren Personen besetzt werden, so dass das ganze Team sich einbringen kann. Bei der Walt Disney Methode können Ideen von verschiedenen Blickwinkeln angeschaut werden und durch den lebhaften Austausch können weitere Inputs entstehen. Eine klare Verteilung der Rollen und einige Grundregeln (bspw. soll der Kritiker konstruktive Einwände bringen, nicht destruktive) sorgt für einen reibungslosen Ablauf.
Anstatt sich immer zu fragen, was wir haben und was wir wollen, wird bei dieser Technik genau das umgekehrte praktiziert. Bei der Kopfstandmethode überlegen sich die Beteiligten also Dinge wie: Was wollen unsere Kunden nicht? Was würde unseren Umsatz senken? Wie müssten wir das Produkt verändern, damit es weniger attraktiv ist?
Bei dieser Methode geht es darum, eine andere Sichtweise zu erhalten. Kommt die Erkenntnis, dass die Kunden beispielsweise keinen unbequemen Schuh wollen, so können Ideen generiert werden, wie der Tragekomfort gesteigert werden kann.
Wer es simpel mag und möglichst viele Ideen will, der sollte sich die ABC Technik zu Nutze machen. Alle Beteiligten schreiben sich hier zu jedem Buchstaben im Alphabet eine Idee auf. Schlussendlich sollten so pro Person 26 Ideen zusammengetragen werden.
Diese Technik ist alles andere als aufwändig und liefert diverse Inputs. Jedoch muss man beachten, dass nicht für jeden Buchstaben ein Vorschlag notiert werden kann (vor allem bei Buchstaben wie Q, X, Y und Z) und dass sich Ideen auch wiederholen können zwischen den verschiedenen Personen.
Welche der verschiedenen Kreativitätstechniken schlussendlich genutzt werden, muss individuell bestimmt werden im Unternehmen. Zentral dabei ist, sich bewusst zu sein, wo die Stärken des Teams liegen. Es lohnt sich nicht, die Walt Disney Methode anzuwenden, wenn die Mitarbeitenden alle eher die stillen Schreiberlinge sind, die nicht gerne vor anderen Personen stehen.
Auch muss man sich bewusst sein, dass der Ideenfindungsprozess nicht immer linear ist. So folgt nicht immer zuerst eine Analyse, dann die Idee und dann die Evaluation. Einige der besten Ideen kommen uns in den Sinn, wenn wir alltägliche Aufgaben am erledigen oder kurz vor dem Einschlafen sind. Darum ist es wichtig, dass Entscheidungsträger auch ausserhalb eines Prozesses offen sind, Ideen zu empfangen und diese weiterzuverfolgen. So kann die Kreativität der Mitarbeitenden gefördert werden und neue Ideen werden ins Unternehmen getragen.
Begriffe wie «Start-up Flair» oder «dynamisches Team mit flachen Hierarchien» findet man heutzutage in diversen Stellenausschreibungen oder auf Webseiten von kleinen oder neuen Unternehmen oder auch Agenturen. Ob das deinen idealen Arbeitgeber beschreibt, kommt ganz darauf an, wo deine Prioritäten und Stärken liegen.
Der klassische 9-5 Job in einem Grossraumbüro bringt, nebst dem manchmal etwas hohen Geräuschpegel, doch einige Vorteile mit sich. Sei dies der Lohn, die Aufstiegschancen oder die grossflächigen Büroräumlichkeiten. Trotzdem sind grosse oder internationale Unternehmen längst nicht mehr der Traumarbeitgeber eines jeden Stellensuchenden. Die kollegiale und erfrischende Kultur von Agenturen und Start-ups locken so einige Arbeitnehmer an.
Das Schöne an der Arbeit in einem Grossunternehmen ist, dass Abläufe und Strukturen bereits errichtet worden sind. Das macht es möglich, dass du tagtäglich ins Büro gehst und primär Zeit mit dem erledigen deiner Aufgaben verbringen kannst. Es gibt keine Meetings, in denen überhaupt erst die Stossrichtung bestimmt und Prozesse definiert werden müssen.
Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass es schwieriger ist, Neuerungen anzubringen. In Agenturen oder auch Start-ups werden Inputs von Mitarbeitenden stark gefördert oder gar gefordert, wenn es darum geht, Abläufe zu bestimmen oder Entscheidungen zu treffen. In grossen Unternehmen besteht eher die Gefahr, dass Prozesse festgefahren sind, und man nur mit viel Aufwand und Überzeugungskraft ein offenes Ohr für Veränderungen erhält.
Bist du eine Nachteule und bist ungern vor 9 oder 10 (oder 11) Uhr im Büro, dann ist die Marketingabteilung in einem Grossunternehmen vielleicht nicht der ideale Arbeitgeber für dich. Wenn auch viele grosse Firmen je länger je mehr auf flexible Arbeitszeiten setzen, so sind Start-ups oder Agenturen oftmals offener, wenn es um eher unkonventionelle Arbeitszeiten geht.
Wer aber erst um 10 Uhr morgens im Büro erscheint, bleibt am Abend dafür länger. Das heisst, man hat in einer Agentur nicht automatisch eine bessere Work-Life-Balance, aber vielleicht etwas mehr Spielraum bei der Einteilung der Zeit. Aber auch in Agenturen gibt es Meetings, Kundentermine oder Workshops, die früh morgens beginnen und dann heisst es aufstehen und antreten – egal wie lange du am Abend davor gearbeitet hast.
Es ist auch keine Seltenheit, dass Angestellte in Agenturen Überzeit machen, weit nach Feierabend oder gar am Wochenende, wenn Kundenaufträge fertiggestellt oder Calls vorbereitet werden müssen. Bei Arbeitnehmern in Firmen kann ist es oftmals einfacher, die Arbeit von der Freizeit zu trennen und nach Arbeitsschluss ganz nach dem Prinzip «aus den Augen aus dem Sinn» nicht mehr an das Büro zu denken.
Die Arbeit in einer Agentur ist extrem vielfältig, da sie als Auftragnehmer fungiert. Die Auftraggeber kommen aus verschiedensten Bereichen, was den Mitarbeitenden ermöglicht, Erfahrungen in diversen Branchen zu machen. So kann das Marketing für Elektrofirmen, Banken, Verwaltungen, Fashionbrands, oder Unternehmen in der Food Branche und viele weitere übernommen werden, was einen breiten Einblick für die Mitarbeitenden der Agentur liefert.
In einem Grossunternehmen hingegen wird das Marketing für die eigene Firma gemacht. Somit spezialisiert man sich stark auf die eigene Branche. In grossen Unternehmen wird die Marketingabteilung auch stark unterteilt, sodass jeder Mitarbeitende seinen genauen Arbeitsbereich hat. In Agenturen sind diese Grenzen nicht immer so klar definiert und auch Start-ups haben immer wieder Allrounder an Bord, die vielseitige Kompetenzen besitzen.
Arbeitest du in einem renommierten Unternehmen, welches vielleicht sogar internationale Standorte oder Tochtergesellschaften hat, so blicken dir diverse Aufstiegsmöglichkeiten entgegen. Zwar bedeutet das auch, dass es klare Hierarchien gibt, deren Stufen du erklimmen musst, aber die Aussicht kann sich lohnen. So kannst du dich zum Teamleiter oder Abteilungsleiter hocharbeiten oder auch ein Transfer in einen anderen Zweig des Unternehmens ist nicht ausgeschlossen. In grossen Unternehmen kannst du langfristig deine Zukunft planen.
Der Einstieg in eine Agentur oder ein Start-up kann jedoch leichter sein. Um eine Stelle in einem Grossunternehmen zu erlangen, brauchst du oft gute Qualifikationen, Berufserfahrung und auch Vitamin B hilft. Agenturen, die oftmals ein junges Team haben, öffnen dir ihre Türen auch als Newcomer, der sich in der Marketingwelt einfinden will. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind in einer Agentur eher gering, vor allem, wenn sie nur aus einem kleinen Team besteht. Trotzdem kannst du dich auch dort beruflich und persönlich weiterentwickeln und weiterbilden.
Ist dein primäres Ziel, dir mit deiner Arbeit dein Bankkonto und deine Taschen zu füllen? Dann wirst du mit einer Anstellung in einem Unternehmen wohl glücklicher werden als in einem Start-up oder einer Agentur. Das soll keineswegs heissen, dass du in Letzteren keinen guten Lohn erzielen kannst, jedoch ist es wahrscheinlicher, dass du in der Marketingabteilung einer weitbekannten Versicherung von beginn an eine höhere Entschädigung erhältst.
Ob du dich nun in einer Agentur, einem Start-up oder einem Grossunternehmen verwirklichst in deiner Marketing-Karriere, kommt ganz darauf an, was dir wichtig ist. Schätzt du Eigenverantwortung von Beginn an und bist ein sozialer Mensch, der gerne auch mit seinen Mitarbeitenden und Vorgesetzten einen kollegialen Umgang pflegt, dann passt eine Agentur zu dir.
Schätzt du es, deine Kompetenzen in deinem Aufgabenfeld zu zeigen und schätzt klare Strukturen sowie ein eher grösseres Team, so kann dir ein Unternehmen mehr entgegenkommen. Auch wenn du die Karriereleiter nach oben klettern willst, bieten dir Unternehmen viele Optionen, die du explorieren kannst.
Es ist veraltet zu sagen, dass alle Grossunternehmen in ihrem Weg festgefahren sind und alle Start-ups oder Agenturen nur für die Hipsters unter uns geeignet sind. Alle Typen von Unternehmen nähern sich in Sachen Arbeitskultur oder Work-Life-Balance immer mehr an. So ist es auch in Verwaltungen möglich, dass eine konsequente Du-Kultur gepflegt wird und auch Agenturen bieten dir Möglichkeiten, dich beruflich zu verwirklichen.
Lass dich also nicht in die Irre treiben von der locker-flockigen Fassade der Start-ups oder den hohen Mauern eines Grossunternehmens. Dahinter kann mit etwas Glück in jedem Fall deine neue Traumstelle stecken.