{"id":10289,"date":"2016-08-01T00:00:00","date_gmt":"2016-07-31T23:00:00","guid":{"rendered":"http:\/\/marketing.ch\/kopf-des-monats-august-2016-roger-de-weck\/"},"modified":"2023-09-20T11:30:56","modified_gmt":"2023-09-20T09:30:56","slug":"kopf-des-monats-august-2016-roger-de-weck","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/marketing.ch\/digital-marketing\/kopf-des-monats-august-2016-roger-de-weck\/","title":{"rendered":"Kopf des Monats | August 2016 – Roger de Weck"},"content":{"rendered":"
Der zweisprachige Freiburger Roger de Weck \u2013 aufgewachsen in Genf und Z\u00fcrich \u2013 schloss 1976 das Wirtschaftsstudium in St. Gallen an der HSG ab. Danach schrieb er f\u00fcr die \u00abTribune de Gen\u00e8ve\u00bb, die \u00abWeltwoche\u00bb und die Hamburger Wochenzeitung \u00abDie Zeit\u00bb.<\/p>\n
1992 bis 1997 war er Chefredaktor des Z\u00fcrcher \u00abTages-Anzeiger\u00bb und Mitglied der Tamedia-Unternehmensleitung. Mitte 1997 kehrte er als Chefredaktor zur \u00abZeit\u00bb nach Hamburg zur\u00fcck. 2001 bis 2010 war er Publizist in Z\u00fcrich und Berlin.<\/p>\n
Er moderierte die SRF Fernsehsendung \u00abSternstunde Philosophie\u00bb und pr\u00e4sidierte in Genf den Stiftungsrat des Graduate Institute of International and Development Studies. Er ist Ehrendoktor der Universit\u00e4ten Luzern und Freiburg.<\/p>\n
Heutzutage herrscht ein starker Wandel im Bereich verschiedenster Technologien in der Medienbranche. Wie ist es m\u00f6glich die Trends nicht zu verschlafen?<\/em><\/strong><\/p>\n Die Trends greifen wir auf, die Trends antizipieren wir. Wir sind daf\u00fcr da uns immer zu \u00fcberlegen, wie sieht es in 2, 3 oder sogar 5 Jahren aus? 5 Jahre ist schon sehr, sehr weit weg bei dem Umbruch in der Medienlandschaft, um uns zu fragen: Was machen wir daraus? Wir haben zu diesem Zweck beispielsweise einen Strategiestab, der hellwach ist und der die Entwicklungen weltweit verfolgt.<\/p>\n Die Zuschauer stellen hohe Qualit\u00e4tsanspr\u00fcche an die Publikationen aber genauso wichtig ist die Schnelligkeit. Wie bleibt hierbei genug Zeit f\u00fcr die Qualit\u00e4t?<\/em><\/strong><\/p>\n Super, super, super schnell muss man ja nicht immer sein, denn einfach auf den Journalismus zu verzichten und nur zu \u00fcbertragen was l\u00e4uft ohne es einordnen zu k\u00f6nnen, ohne es zu verstehen, ohne es zu erkl\u00e4ren \u2013 das br\u00e4chte wenig. Wir wollen schnell sein, aber dank \u00f6ffentlicher Finanzierung haben wir auch Redaktionen, die viele Kompetenzen auf sich b\u00fcndeln und dann entsprechend schnell auch eine Entwicklung einordnen und erkl\u00e4ren k\u00f6nnen. Das ist die Kunst des Journalismus. Real Time Journalismus ist schon manchmal gef\u00e4hrlich oder sehr redundant, weil man Tag aus Tag ein die \u00e4hnlichen Bilder wiederholt, die letztlich keinen Informationswert haben.<\/p>\n Welche Trends machen der SRG in diesem Jahr besonders zu schaffen?<\/em><\/strong><\/p>\n Ihre Frage unterstellt, dass uns Trends zu schaffen machen \u2013 ich sehe den digitalen Umbruch als Chance. Ich bin ein Kulturoptimist und ich freue mich, dass wir dank der Digitalisierung so viel mehr unseren H\u00f6rern und Zuschauern bieten k\u00f6nnen.<\/p>\n Beispielsweise Podcasts, beispielsweise Livestream, beispielsweise die Sendung, die Sie verfolgen k\u00f6nnen, wann sie wollen, wo sie wollen und auf welchem Ger\u00e4t Sie wollen. Das sind alles lauter Chancen. Ein Beispiel: Wir haben in der Deutsch Schweiz ein wunderbares Kulturradio \u2013 Radio SRF2 Kultur. Die meisten Vertiefungssendungen laufen am Morgen, wenn die Menschen arbeiten. Nachher am Abend, k\u00f6nnen Sie diese Sendungen trotzdem geniessen. Das konnten Sie fr\u00fcher, vor der Digitalisierung nicht. Die Digitalisierung ist nicht eine Bedrohung, sondern eine Chance.<\/p>\n Bereitet Ihnen die No-Billiag Initiative grosse Sorgen? Was passiert, wenn die Initiative angenommen wird?<\/em><\/strong><\/p>\n Diese Initiative m\u00f6chte, dass es in der Schweiz nur noch kommerzielles Radio und Fernsehen gibt \u2013 kein \u00f6ffentliches Medienhaus mehr, weil in der Bundesverfassung festgehalten w\u00fcrde, \u00f6ffentliches Geld f\u00fcr Radio und Fernsehen darf nicht mehr fliessen. Ich glaube nicht, dass die Schweizerinnen und Schweizer das wollen. Und ich bin nun wirklich nicht dabei mir zu \u00fcberlegen was w\u00e4re, wenn diese Initiative angenommen w\u00fcrde. Ich denke, sie wird nicht angenommen und sie wird vorbeigehen wie das Flugzeug, das wir jetzt im Hintergrund h\u00f6ren, und das so viel L\u00e4rm verursacht. Es wird eine l\u00e4rmige Debatte aber es wird gleichzeitig auch eine Debatte, die sehr viel mehr Kenntnisse \u00fcber das \u00f6ffentliche Medienhaus und seine Rolle vermitteln wird.<\/p>\n Was sind Ihre gr\u00f6ssten W\u00fcnsche f\u00fcr Ihre Branche?<\/em><\/strong><\/p>\n Wenn Sie mich denn auf das \u00f6ffentliche Medienhaus ansprachen, ich w\u00fcnschte mir, dass wir immer besser vermitteln, was ein \u00f6ffentliches Medienhaus von einem privaten Medienhaus unterscheidet. Der erste ganz gewaltige Unterschied ist, wir produzieren fast nur Sendungen, die f\u00fcr private ein Verlustgesch\u00e4ft w\u00e4ren. Auf diesem kleinen schweizer Markt, 4 sprachigen Schweizer Markt kann man ja mit guten Sendungen f\u00fcrs breite Publikum fast kein Geld verdienen. Wir machen dank \u00f6ffentlicher Finanzierung gute Sendungen f\u00fcrs breite Publikum. Ein privater k\u00f6nnte das in dieser Breite und Tiefe nicht machen. Zum zweiten bieten wir eidgen\u00f6ssische Solidarit\u00e4t – 70% der Einnahmen der SRG stammen aus der Deutschschweiz, die aber nur 45% erh\u00e4lt und die Differenz dient der Mitfinanzierung von gutem Radio und Fernsehen in der franz\u00f6sischen, italienischen und r\u00e4toromanischen Schweiz. Stellen Sie sich nur eine Sekunde vor in Sachen Medien w\u00e4ren die Deutschschweizer privilegiert, die franz\u00f6sisch Schweizer benachteiligt – das gibt Spannungen. Und zum Dritten unser Angebot ist nicht einfach nur von der Nachfrage bestimmt sondern auch vom Auftrag bestimmt. Wir bringen beispielsweiseweise zur besten Sendezeit ein Kulturmagazin, ein Wissenschaftsmagazin, ein Wirtschaftsmagazin, einen anspruchsvollen Dokumentarfilm. Das w\u00fcrde kein Privater tun. Wir sind gundverschieden und wollen es bleiben.<\/p>\n Was ist Ihr pers\u00f6nlicher Schl\u00fcssel zum Erfolg?<\/em><\/strong><\/p>\n Spass. Ich meine in einem Medienhaus wo es keinen Humor g\u00e4be, wo es nur Weisungen g\u00e4be und Reglemente und B\u00fcrokratien – Nein, so ist man nicht kreativ. Wenn man Freir\u00e4ume hat, Spass hat, Humor entsch\u00e4rft so manchen Konflikt. Dann kommt man weiter. Es ist sehr verk\u00fcrzt aber ganz unstimmig ist es nicht.<\/p>\n Wo sehen Sie sich in 5 bis 10 Jahren (privat&beruflich)?<\/em><\/strong><\/p>\n Die SRG in 5 bis 10 Jahren ist ein digitales Medienhaus. Ihre Kernstrategie ist es, im Internet so gut zu sein wie in den Kan\u00e4len. Sendungen zu produzieren, Videos Audios, Sie auf bestm\u00f6gliche Art und Weise zur Geltung zu bringen, in den Kan\u00e4len und im Internet. Tun wir das, dann werden wir Erfolg haben und die Internetnutzung wird sich stark verlagern auf die sozialen Medien, wird sich stark verlagern auf das Handy und der kleine Bildschirm des Smartphones ist mindestens so wichtig wie der grosse Bildschirm des Fernsehapparates. Das ist der Kern unserer Strategie und was mich betrifft in 5 bis 10 Jahren, ja, da werde ich wie so oft in meinem Leben wieder hinter dem Schreibtisch sitzen und schreiben, schreiben, schreiben – hoffentlich nicht so schlecht.<\/p>\n Wir bedanken uns ganz herzlich f\u00fcr die aufgebrachte Zeit, die Sie sich f\u00fcr unser Interview zum «Kopf des Monats August 2016» genommen haben und w\u00fcnschen Ihnen f\u00fcr die Zukunft alles Gute!\u00a0<\/strong><\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Roger de Weck Generaldirektor SRG SSR Der zweisprachige Freiburger Roger de Weck \u2013 aufgewachsen in Genf und Z\u00fcrich \u2013 schloss 1976 das Wirtschaftsstudium in St. Gallen an der HSG ab. Danach schrieb er f\u00fcr die \u00abTribune de Gen\u00e8ve\u00bb, die \u00abWeltwoche\u00bb und die Hamburger Wochenzeitung \u00abDie Zeit\u00bb. 1992 bis 1997 war er Chefredaktor des Z\u00fcrcher \u00abTages-Anzeiger\u00bb […]<\/p>\n","protected":false},"author":260,"featured_media":10292,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"inline_featured_image":false,"footnotes":""},"categories":[173],"tags":[],"class_list":["post-10289","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-digital-marketing"],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/10289","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/users\/260"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=10289"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/10289\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":19791,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/10289\/revisions\/19791"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/media\/10292"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=10289"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=10289"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/marketing.ch\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=10289"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}