{"id":10257,"date":"2017-11-01T00:00:00","date_gmt":"2017-10-31T23:00:00","guid":{"rendered":"http:\/\/marketing.ch\/kopf-des-monats-november-2017-frank-bodin\/"},"modified":"2023-10-09T14:43:38","modified_gmt":"2023-10-09T12:43:38","slug":"kopf-des-monats-november-2017-frank-bodin","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/marketing.ch\/digital-marketing\/kopf-des-monats-november-2017-frank-bodin\/","title":{"rendered":"Frank Bodin | CEO Havas Switzerland"},"content":{"rendered":"
Studium am Konservatorium und an der juristischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t Z\u00fcrich. Pianist und Komponist. 1992 Einstieg in die Werbung bei der GGK. Unz\u00e4hlige Auszeichnungen von allen bedeutenden Wettbewerben weltweit und Werber des Jahres. Frank Bodin hat nebst der Verantwortung des Schweizer Gesch\u00e4fts von Havas auch internationale Aufgaben: Von 2011 bis 2013 machte er sich auch in \u00d6sterreich als CEO und Turnarounder einen Namen. Von 2014 bis 2016 war er Chairman des Global Creative Council des in 75 L\u00e4ndern t\u00e4tigen Agenturnetzwerks.<\/span><\/p>\n Er ist der einzige Werber, der den Branchenverband leading swiss agencies (ehemals BSW) sowie den ADC Switzerland pr\u00e4sidierte, was sein breites Interessenspektrum zeigt. Frank Bodin ist nicht nur Manager und in mehreren Verwaltungs- und Stiftungsr\u00e4ten, sondern nach wie vor auch kreativer Macher. So macht er Kunst mit Robotern (he-bo.net), komponiert («enCore» f\u00fcr grosses Orchester wurde 2016 in der Tonhalle Z\u00fcrich uraufgef\u00fchrt) und schreibt (2015 ist im Verlag Hermann Schmidt (Mainz) sein j\u00fcngstes Buch \u201cDo it, with love \u2013 100 Creative Essentials\u201d erschienen, das inzwischen in der f\u00fcnften Auflage ist).<\/span><\/p>\n Herr Bodin, Sie sind ausgebildeter Pianist und Komponist. Was hat Sie dazu beweget, in die Werbung einzusteigen?<\/em><\/strong><\/p>\n Mit 22 Jahren wurde ich auf meinem Motorrad von einem Auto angefahren und landete mit einem dreifachen Beinbruch im Spital. Gleichzeitig war meine Wohnung gek\u00fcndigt, hatte meine damalige Freundin mit mir Schluss gemacht, musste ich etwa 30 Konzerte absagen und konnte nicht zu den Pr\u00fcfungen an der Uni antreten. Im Spital hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Zeit. Zeit auch dar\u00fcber nachzudenken, was ich wirklich kann und wirklich will. Ich erkannte, dass es zur grossen Musikerkarriere nicht reicht. Ein Arzt und guter Freund sagte mir einmal, «Intelligenz ist, seine eigenen Grenzen zu kennen.» Nat\u00fcrlich \u00e4nderte ich mein Leben nicht von heute auf morgen, aber ich probierte Neues und neue Wege aus. Nebst dem Jurastudium begann ich mit Opernregie in Hamburg bei Rolf Liebermann. Dass ich jemals in der Werbung arbeiten w\u00fcrde, h\u00e4tte ich mir damals nicht tr\u00e4umen lassen – dazu war ich zu konsum- und werberesistent. Dass ich mich dann doch f\u00fcr Werbung zu interessieren begann, hatte mit den Menschen zu tun, die in dieser Branche arbeiteten. Das gr\u00f6sste Interesse galt einer Werbeassistentin bei Aebi & Partner. Durch sie lernte ich zahlreiche weitere kluge, kreative, aussergew\u00f6hnliche Pers\u00f6nlichkeiten kennen. An einem ADC Fest fand ich, dass ich das dort Gezeigte auch k\u00f6nne und wollte es beweisen. Meine erste Chance als Texter dreier Anzeigen f\u00fcr das Grand Hotel Victoria Jungfrau der Agentur Iten wurden dann auch gleich vom ADC mit Bronze belohnt. Aber den wirklichen Einstieg in die Werbung machte ich erst, als ich in Hamburg einen Telefonanruf erhielt, dass ich Vater von Zwillingen werden w\u00fcrde.<\/p>\n In der Schweiz ist Havas eine der renommiertesten Werbeagenturen. Mit der Agentur stehen Sie hinter einigen der bekanntesten Werbekampagnen der Schweiz. Welchen Projekten und Arbeiten nehmen Sie sich genau an?<\/strong><\/em><\/p>\n Mit wenigen Ausnahmen bin ich in alle Projekte und Arbeiten involviert, wenn auch manchmal nur im Hintergrund. Die letzten Jahre war ich zudem mit der Entwicklung neuer Gesch\u00e4ftsfelder besch\u00e4ftigt wie das Performance Marketing in Z\u00fcrich oder die digitale Transformation unserer Agentur in Genf oder die neue Branding-Unit, die jetzt dann offiziell an den Markt geht. Und dann sind da noch die eine und die andere internationale Aufgabe. Ich war interimistisch CEO in \u00d6sterreich und leitete zuletzt das Global Creative Council von Havas, wo ich unter anderem die Einf\u00fchrung eines qualitativen Incentive-Systems in \u00fcber 60 L\u00e4ndern mitverantworten durfte.<\/p>\n Welche Trends erkennen Sie innerhalb des Werbemarktes und wie gehen Sie und die Havas Schweiz diese an?<\/strong><\/em><\/p>\n Erstens wird die Personalisierung der Werbung dank smarten Daten zunehmen und als Folge davon eine Automatisierung. Zweitens werden derzeit und in den n\u00e4chsten Jahren die gr\u00f6ssten Fehlentscheidungen gemacht – die Zunahme an M\u00f6glichkeiten versperrt in vielen Unternehmen den Blick aufs Essentielle wie zum Beispiel die konsistente, langfristige Markenf\u00fchrung und Einfallsreichtum. Werbung ist nicht gleichzusetzen mit Information, sondern sie ist Information plus einen emotionalen Mehrwert. Wer dieses Kommunikationsnaturgesetz vergisst, l\u00e4uft Gefahr, fundamentale Fehler zu machen. Noch nie wurden so viele Werbegelder in marginalen, vermeintlich messbaren Kan\u00e4len versenkt. Nur weil ein Medium nicht messbar ist, bedeutet es nicht, dass es nicht wirksam ist. Vor lauter Algorithmen den gesunden Menschenverstand auszuschalten, empfiehlt sich nicht. Menschen lechzen nach Neuem – darum l\u00f6st ein Trend den anderen ab. Technologie war noch nie die L\u00f6sung. Sie ist ein Werkzeug. Die L\u00f6sung sind Ideen. Ohne die richtige Idee gekoppelt an das tiefe Verst\u00e4ndnis f\u00fcr die W\u00fcnsche und Gef\u00fchle der Menschen verpufft jede Kampagne. Die Kunst bleibt es, Marken-Loyalit\u00e4t jenseits jeglicher Logik und Vernunft zu schaffen. Darum sind Marketer, welche Technologie und Kreativit\u00e4t zu vereinen wissen, wichtiger denn je.<\/p>\n Was sind Ihre Ziele mit Havas Schweiz f\u00fcr die n\u00e4chsten Jahre?<\/strong><\/em><\/p>\n Als ich CEO wurde, habe ich zwei Anspr\u00fcche definiert, die f\u00fcr mich noch heute G\u00fcltigkeit haben: 1. Ich m\u00f6chte alles tun, damit wir die beste Agentur f\u00fcr unsere Kunden sind, 2. Ich m\u00f6chte alles tun, damit wir der beste Arbeitgeber f\u00fcr unsere Mitarbeitenden sind.<\/p>\n Nach Ihrem Start als Quereinsteiger im Jahr 1992 und einigen erfolgreichen Jahren Sie sind heute Chef der Havas in Z\u00fcrich und Genf, Pr\u00e4sident des ADC Switzerland, Vorstandmitglied von KS\/CS Kommunikation Schweiz, im Beirat des Center for Communication an der HWZ sowie Gastdozent an mehreren Universit\u00e4ten. Welcher Meilenstein in Ihrer beruflichen Laufbahn macht Sie besonders stolz?<\/strong><\/em><\/p>\n Meine Kinder Leonie, Manon, Jan und Ayleen sind das mit Abstand Gr\u00f6sste in meinem Leben. Ich hoffe, ich konnte und kann ihnen ein guter Vater sein, der sie inspiriert, motiviert und einfach liebt. Ansonsten blicke ich lieber nach vorne als zur\u00fcck, darum f\u00e4llt mir eine Aufz\u00e4hlung schwer. Als Agentur-Manager darf ich \u00fcber zahlreiche gegl\u00fcckte Turnarounds froh sein und damit einhergehend f\u00fcr eine doch ganz stattliche Anzahl von Mitarbeitenden gute Arbeitspl\u00e4tze kreiert zu haben. In meiner DNA liegt die Freude, Dinge zu ver\u00e4ndern und rasch voran zu bringen. Dass ich einen Beitrag dazu leisten konnte, den ehemaligen Bund Schweizer Werbeagenturen zu einem Verband zu ver\u00e4ndern, der mit Qualit\u00e4tsstandards den Kunden Investitionssicherheit gibt, ist nicht so schlecht. Wie auch, den altehrw\u00fcrdigen ADC zur f\u00fchrenden Vereinigung der Kreativen der Kommunikationswirtschaft ummodelliert zu haben, mit einem anerkannten berufsbegleitenden CAS und einer eigenen Galerie und zahlreichen weiteren Neuerungen. Das gilt f\u00fcr alle meine T\u00e4tigkeiten: Wenn ich etwas mache, dann mit Passion mit vollem Einsatz.<\/p>\n Sie haben schon unz\u00e4hlige Auszeichnungen gewonnen und wurden im Jahr 2009 zum Werber des Jahres gek\u00fcrt. Was bedeuten diese Auszeichnungen f\u00fcr Sie und inwiefern sind sie eine Belohnung f\u00fcr Ihre Arbeit und Ihr Engagement?<\/strong><\/em><\/p>\n Auszeichnungen muss man nur Beachtung schenken, wenn man keine gewinnt. Ich freue mich vor allem f\u00fcr die Kunden und die Mitarbeitenden, wenn sie diese zus\u00e4tzlichen kreativen Streicheleinheiten erhalten.<\/p>\n Im Jahr 2015 ist Ihr Buch \u00abDo it, with love \u2013 100 Creative Essentials\u00bb erschienen. Was hat Sie dazu gebracht, ein Buch zu ver\u00f6ffentlichen? Welche Bedeutung hat dieses Werk f\u00fcr Sie?<\/strong><\/em><\/p>\n 2011 er\u00f6ffnete ich eher widerwillig einen Twitter-Account und beschloss ein Experiment: Ich k\u00fcndigte an, ein Jahr lang jeden Tag einen Gedanken zum Thema Kreativit\u00e4t zu schreiben. Ich nannte diese «Creative Imperatives» und begann mit 1\/365, nicht wissend, wo das hinf\u00fchrt. Es dauerte nicht lange und es beteiligten sich immer mehr Leute, indem sie auch eigene «Creative Imperatives» schickten. So ist ein Gemeinschaftswerk mit \u00fcber 700 Gedanken entstanden. \u00dcbrigens erstaunlich, wer alles davon wusste – ich wurde in anderen L\u00e4ndern von wildfremden Leuten darauf angesprochen, weit ausserhalb meiner Community, welche aber durch Retweets und Shares die «Creative Imperatives» kannten. Dass sich das Buch in den Buchhandlungen h\u00e4lt und inzwischen in der f\u00fcnften Auflage ist, freut mich nat\u00fcrlich auch f\u00fcr den wunderbaren Verlag Hermann Schmidt in Mainz.<\/p>\n Wie managen Sie Ihre anspruchsvollen Positionen, sodass Ihre Freizeit nicht zu kurz kommt? Stichwort Work-Life-Balance.<\/strong><\/em><\/p>\n Schlecht. Meine Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben und auch der urspr\u00fcngliche Grund, warum ich in die Werbung ging. Die vergangenen eineinhalb Jahre waren f\u00fcr mich in unterschiedlichster Hinsicht eine grosse Herausforderung, leider auch wegen tragischen Ereignissen. Musik bleibt eine Konstante in meinem Leben und der beste Weg, mich zu regenerieren. Die zwei Orchesterwerke, die ich nebenbei schrieb, f\u00fchrten mich ans Limit. Ich w\u00fcnschte, ich h\u00e4tte mehr Zeit f\u00fcr Musse.<\/p>\n Wie sieht bei Ihnen ein \u201cnormaler\u201d Arbeitstag aus? Gibt es diesen \u00fcberhaupt?<\/strong><\/em><\/p>\n In unsere Branche zu arbeiten ist nach wie vor ein Privileg, weil wir keine normale Nine-to-five-null-acht-f\u00fcnfzehen-Branche sind. Einen normalen Arbeitstag empfinde ich darum als einen schlechten Arbeitstag. Unsere Arbeit ist es, die Menschen mit \u00fcberraschender Kommunikation zu gewinnen, eben nicht ganz normal.<\/p>\n Wir von marketing.ch bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen f\u00fcr ihre Zeit und das spannende Interview!<\/strong><\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n \u00a0 Frank Bodin CEO Havas in Zurich\/Gen\u00e8ve, Pr\u00e4sident ADC Switzerland, Vorstand KS\/CS Kommunikation Schweiz, Beirat Center for Communication an der HWZ, Gastdozent an mehreren Universit\u00e4ten\u00a0\u00a0\u00a0 Studium am Konservatorium und an der juristischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t Z\u00fcrich. Pianist und Komponist. 1992 Einstieg in die Werbung bei der GGK. 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