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Warum wir eigentlich nicht mehr von «Digital» Marketing sprechen müssen

Source: businessinsider.com

Ist es zeitgemäss, dass wir immer noch von Marketing und digitalem Marketing sprechen? Wieso die Grenzen zwischen den beiden Disziplinen, wenn man das so nennen kann, immer weiter verschmelzen, zeigen wir hier auf.

Was genau ist aber Digital Marketing? Genau genommen ist «Marketing» der Überbegriff und «digitales Marketing» ist lediglich ein Teilbereich des Ganzen. Wie der Name schon offenbart, fokussiert sich das digitale Marketing auf die digitalen Massnahmen. Dazu gehört das Social-Media-Marketing, E-Mail-Marketing, Content-Marketing, SEO, SEA, Display Ads und weiteres. Wird eine Massnahme also für einen Online-Kanal erstellt, so fällt sie in den riesigen Bereich des digitalen Marketings.

Aber nicht nur bei den eigentlichen Massnahmen, sondern auch bei der Bezeichnung von Arbeitsstellen im Online-Marketing macht sich das Digitale bemerkbar. So werden nicht Marketing Manager*innen sondern Digital Marketing Manager*innen gesucht und Berufsbezeichnungen wie Social Media Manager*in und SEO Spezialist*in gibt es auch mehr und mehr.

Und was ist das «klassische» Marketing?

Wenn all das also digitales Marketing ist, was gehört dann nicht dazu. Die einfache Antwort: alle Offline-Massnahmen. Als Marketing-Massnahmen bezeichnen wir beispielsweise Plakatkampagnen, Flyer, Infobroschüren, Radiowerbung oder TV-Spots.

Auch wenn die Digitalisierung uns immer mehr in Richtung Social-Media- und Suchmaschinenwerbung drängt, so sind auch diese altbekannten Werbemethoden alles andere als überflüssig. Plakate an vielbesuchten Orten wie Bahnhöfen sind weiterhin beliebt und gewisse Zielgruppen können auch über Printmedien noch immer gut erreicht werden. Doch der Streuverlust ist bei diesen Massnahmen natürlich viel höher als online, wo wir fast unendlich-wirkende Targeting-Möglichkeiten haben.

Seit wann gibt es digitales Marketing?

Der Begriff «Digital Marketing» wurde bereits in den 90er Jahren, nach Aufkommen des Web 1.0, verwendet. Doch natürlich waren die Möglichkeiten dazumal noch viel eingeschränkter und unerforschter als jetzt, 31 Jahre später. Den ersten anklickbaren Banner online gab es übrigens im Jahr 1993.

Facebook, Google und Co.

Es gibt wohl einige Meilensteine, die das Marketing stark geprägt und den Zusatz «Digital» weiter gefestigt haben. So wurden die Facebook Ads beispielsweise im Jahr 2006 erstmals ausgerollt und sorgten für viel Aufsehen. Google Ads, früher noch Google Adwords genannt, wurden gar bereits im Jahr 2000 als Produkt gestartet.

Je länger je mehr zogen natürlich weitere Kanäle hinterher und neue Social-Media-Plattformen wie beispielsweise Snapchat und TikTok etablierten sich auf dem Markt, verloren teilweise ihren Hype (Snapchat) oder sind noch immer auf dem Hype-Train (TikTok) und bieten nun auch Werbemöglichkeiten an.

Mediennutzung der Schweizer Jugend

Doch nicht nur das Internet und die vorhandenen Kanäle haben sich stark weiterentwickelt und digitalisiert, auch unser Nutzungsverhalten hat sich stark verändert. Nicht umsonst werden Personen der Generation Z (und auch Y) Digital Natives genannt – sie sind bereits in frühen Jahren mit Computern, Smartphones und Tablets in Berührung gekommen oder gar ganz damit aufgewachsen.

Nach der JAMES-Studie der ZHAW hat sich die Mediennutzung der Schweizer Jugend alleine in den letzten zehn Jahren klar verändert. 99 Prozent der befragten Personen (12- 19-Jährige) nutzen ihr Handy täglich/mehrmals pro Woche, während Radio, fernsehen und Zeitschriften immer mehr an Relevanz verlieren.

JAMES Studie der ZHAW zeigt das Mediennutzungsverhalten der Schweizer Jugend auf.
Bildquelle: zhaw.ch

Nutzung elektronischer Medien der gesamten Schweizer Bevölkerung

In einer Studie über die Mediennutzung Schweiz von Digimonitor liefert einen Überblick über die gesamte Bevölkerung der Schweiz (ab 15 Jahren).

Diese zeigt, dass Radio und Fernsehen weiterhin beliebte Kanäle sind, aber die Social-Media-Kanäle sind weiterhin im Aufschwung.

Igem digiMonitor Studie zeigt die Nutzung elektronischer Medien der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren auf.
Bildquelle: igem.ch

Alles unter einem Dach

Die Studien zeigen sehr schön auf, dass verschiedene Zielgruppen unterschiedlich erreicht werden können. Daraus können wir als Marketer*innen ebenfalls schliessen, dass sich ein Mix zwischen Marketing-Massnahmen aus dem digitalen und dem offline Bereich durchaus bewähren kann.

Doch diese Abgrenzung zwischen digital und nicht digital – muss sie immer explizit genannt werden? Ist es zeitgemäss, on- und offline immer noch als klar separierte Kanäle anzuschauen? Denn wenn wir uns die Customer Journey verschiedener Kund*innen ansehen, so fällt oftmals auf, dass sich diese auf verschiedene Weise über das Unternehmen bzw. das Angebot informieren und damit in Kontakt kommen (Touchpoints).

So kann ein*e Kund*in ein Plakat in einem Bus entdecken, sich online über das Produkt informieren, den Kauf aber vor Ort im Shop vornehmen. Es wäre also ungeschickt, von Marketing und digitalem Marketing zu sprechen. Denn am Ende des Tages kommen alle Massnahmen vom selben Ort: dem Marketing.

Eine Sache der Gewohnheit

Wir sind es uns gewohnt, von Online oder Digital Marketing zu sprechen. Schliesslich prägt uns die digitale Welt seit Jahren stark und hat sich in quasi jedem Unternehmen verankert. Firmen, die kein digitales Marketing betreiben, hinken hinterher oder haben bereits zu Humpeln aufgegeben. Denn eine Marketing-Strategie, die die Online-Welt aussenvor lässt, wirkt im Jahr 2021 einfach nicht mehr zeitgemäss.

Es ist also möglich, dass wir je länger je mehr den Begriff «Digital» weglassen können und es eine Selbstverständlichkeit ist, dass wir Online-Massnahmen miteinbeziehen, wenn wir von Marketing sprechen.

Nicole Langhart

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